Sonntag, 6. Oktober 2013

Sonntagsprogramm


Um 5:00 sind wir heute schon aufgestanden, um 6:00 verließen wir das Haus, um bei der nächsten Haltestelle auf ein Trotro zu warten. Es waren erstaunlich viele Leute unterwegs. Ich hab Mr. Fei gefragt, wann er normalerweise aufsteht. Spätestens um 4. Da schlaf ich normal erst ein, weils um unser Haus immer so laut ist. Man hört rund um die Uhr Gottesdienste aus irgendwelchen Lautsprechern. Die Familie von Nachtwächter ist auch immer so laut. Vor allem die Frau! Ich hab sie noch nie gesehn, weil sie immer erst antanzt, wenn ich schon im Bett lieg und schlafen will. Aber wenn sie redet, kommts mir vor als würde Big Mama direkt hinter mir stehen. Gestern wars erstaunlich ruhig. Man hörte nur die Vögel und Heuschrecken.  Aber wenn ich jetzt schon anfang über dicke Menschen zu schreiben, was solls. Eigentlich wollt ich euch heut von unserem Kirchenbesuch erzählen. Dann bleiben wir mal beim Essen. Nach unserem heutigen Morning Service, das sehr lange, und für mich sehr verstörend war, kamen Mr. Fei, seine Frau Agnes, Seth und Sam zu uns, um bei uns zu kochen. Es wurde richtig fett aufgetischt und es ist noch genug übrig für die ganze Woche, glaub ich. Wir starteten mit fried Yam. Yam ist eine Wurzel, so ähnlich wie bei uns Kartoffeln, nur viel größer. dann gabs Reis, gekochte Yam, Gemüse, irgendso eine fette Sauce mit Fisch, Eier, und damit wir am Abend nicht verhungern hat uns Agnes auch noch Suppe vorgekocht. Nach dem essen fanden wir eine Waage im Raum von Mr. Fei. Ich meinte, wir sollten sie mal ausprobieren. Nur zum Scherz. Wir hatten gerade gegessen und ich wollte nicht wissen, wieviel ich wiege. Andererseits wollte ich nicht vor der Wahrheit davonlaufen. Wir stiegen also nacheinander auf die Waage. Mr. Fei, ich, und dann Simone. Das verdarb uns den Tag. :) Nein, nicht ganz so schlimm. Ich war so stolz auf mich, dass ich es 11 Tage ohne Sport ausgehalten hab, ohne einen Nervenzusammenbruch zu bekommen. Aber jezt gehts nicht mehr! Heute wird das Training wieder aufgenommen. Das muss einfach sein. Die ghanaische Küche ist so unvorstellbar fett. Alles trieft nur so. Wir versuchen möglichst oft selbst zu kochen. Aber manchmal lässt sichs einfach nicht vermeiden, heute zum Beispiel. Mann will dann halt auch alles mal ausprobieren und den Koch/ die Köchin nicht beleidigen. Es schmeckt ja wohl sehr gut! Gestern hab ich Seth, der für uns kocht, von meiner Befürchtung hier zuzunehmen erzählt. Mit den Worten "I don´t want you to get fat!" hat er begonnen, das Öl aus der Sauce wieder abzuschöpfen. :)

Aber das Essen bekommt mal einen eigenen Blogeintrag.

Jetzt zur Kirche. Die begann tatsächlich um 7:00. So ein Gottesdienst ist hier ganz anders. Als wir ankamen, wars kurz nach 7 und die Kirche  war halb leer. Die Leute, die da waren, tanzten herum und jeder begrüßte jeden. Mit der Zeit füllte sich die Kirche dann. Wir hatten einen Platz ziemlich weit vorne. Es waren einige wichtige Leute hier, Ehrengäste sozusagen, die hinter dem Altar saßen. Wer die genau waren, weiß ich nicht. Mr. Fei war auch unter ihnen. Der Anfang vom Gottesdienst war halbwegs normal. Einer hat gepredigt, und es gab immer wieder Lesungen. Aber bis ich die richtige Stelle in der Bibel gefunden habe, wars meistens schon zu spät. Eigentlich war der Gottesdienst auf Englisch, aber zwischendurch wurde dann immer wieder auf Twi gesprochen. Meisten haben die Leute das dann gelacht. Ich hatte Hunger und war müde, ich wäre sicher eingeschlafen, wenn der Prediger nicht so geschrien hätte.

Dann mussten auf einmal alle aufstehen und beten. Wenn es heißt, "now pray", fangen alle an zu beten. Alle! Und zwar nicht leise in Gedanken, sondern laut, jeder was anderes. Da wirds dann ziemlich laut in der Kirche. Dann sollten wir die Hände hoch heben und den heiligen Geist empfangen. Da wurde es dann echt ein bisschen unheimlich. Die Leute murmelten irgendwas vor sich hin, manche fingen an zu zittern, einige schüttelte es richtig. Hinter mir fingen ein paar Leute an zu weinen und zu schreien. Das war echt nicht so meins. Dann wurden die, die geschrien haben und anscheinend vom heiligen Geist "erfüllt" worden sind hinaus zum Altar geholt. Auch die wichtigen Leute stellten sich in einer Reihe auf und der Prediger gab allen ein kräftiges High-Five während er schrie "Touch them holy spirit, touch them". Einen alten Mann hat der Touch vom Holy Spirit umgehauen und ein Kirchenhelferlein musste ihn wieder auf die Beine helfen. Dann wurden die wichtigen Leute aufgefordert den heiligen Geist an die unwichtigen Leute weiterzugeben. "Touch them all for the Lord!"

Bei den Abkündigungen wurden alle Gottesdienstbesucher zu diversen Beerdigungen und Hochzeiten eingeladen und darauf aufmerksam gemacht, dass sie sich gesund ernähren und Rauchmelder zu Hause und im Büro installieren sollten.

Die Kollekte ging, soweit ichs verstanden hab, an einen Pfarrer und ans Head Office.

Abgesehen davon, war der Gottesdienst so nach dem Motto: "Schämt euch, ihr seid keine richtigen Christen sondern nur religiös, ihr müsst Gott voll und ganz vertrauen, tut was für die Gemeinde!" Für mich waren die Themen irgendwie nicht greifbar und viel zu abstrakt. Ich frag mich, wie die Leute an so einen Gott glauben können. Vielleicht hab ichs auch einfach nicht richtig verstanden.

Simone und ich waren gerade laufen! 45min :)
Ja Mama, ich hatte mein Messer dabei.
Wir sind nicht Richtung Kumasi, sondern in Richtung Provinz gelaufen, da waren wir noch nie. Im nächsten Ort ist heut ein Begräbnis gewesen. Die Straße war voller Leute, die uns anstarrten, als wären wir Aliens. Sie sehen wohl nicht oft weiße, joggende Mädchen. :)


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