Freitag, 24. Januar 2014

Ghanas zweites Gesicht - der Norden.



Um 4:30 stand am Samstagmorgen wie ausgemacht das Taxi vor der Tür - erstaunlich! Wir wurden zur Busstation in Kumasi gebracht, wo wir erst mal warten mussten. Zuerst warteten wir darauf, bis der Ticketverkauf startete. Danach warteten wir in der Schlange für den Ticketverkauf. Dann, bis der Bus kam, dann, bis unser Gepäck eingeladen wurde. Dann, bis wir einsteigen durften und dann, bis der Bus voll war. Alles in allem - zwei Stunden Wartezeit - unausgeschlafen, in Herrgottsfrüh, umschwirrt von Mosquitos. Dafür bekamen wir den besten Fensterplatz im Bus, direkt bei der Hintertür mit extra viel Beinfreiheit und Platz fürs Gepäck. Auf ging´s ins 388km entfernte Tamale, der Hauptstadt der Northern Region. Die Straße dorthin ist gut ausgebaut und wir kamen relativ schnell voran. Simone und ich schliefen und bekamen nicht alles so genau mit, jedenfalls würde der Bus offensichtlich mal von der Polizei aufgehalten, weshalb alle aufstanden und sich aufregten "Please, you are waisting our time! Let us go!" Wir fuhren weiter. Aber das war´s noch nicht gewesen. Nach kurzer Zeit bogen wir in eine Seitenstraße ein. Wieder standen alle auf und jeder teilte lauthals seinen Unmut mit. Der Bus stoppte vor dem örtlichen Tierarzt und der Fahrer und zwei Drittel der Insassen stiegen aus. Was passiert da? Aber die Leute pilgerten nicht zum Tierarzt, sondern zum Polizeihauptquartier nebenan. Simone und Ich wollten natürlich auch wissen, was da los ist. Vom Offise heraus hörte man heftige Diskussionen. Es konnte uns keiner genau erklären, was eigentlich los war. Zwischenzeitlich dachten wir schon, der Fahrer hätte jemanden überfahren, Fahrerflucht begangen und würde jetzt den Führerschein verlieren oder eingesperrt werden und wir wären in Kintampo gestranded. Aber dem war dann glücklicherweise nicht so. Nach einer Dreiviertelstunde bekamen wir unseren Fahrer wieder - er war irgenwo falsch abgebogen, wo man nicht fahren darf - also ganz harmlos. Im Bus wurden dann Spenden gesammelt "Our driver needs help" - keine Ahnung ob schlussendlich eine Strafe bezahlt wurde oder ob der Fahrer die Bullen auf  einen "cold drink" eingeladen hat.

Öffentliche Transportmittel sind immer voll und voll eng.

Mit der Überquerung der Black Volta kommt man in ein anderes Ghana. Schluss ist's mit den grünen Wäldern, den Bananenbäumen und dem frischen Obst, das neben der Straße verkauft wird. Der Norden ist trocken - und das macht sich in jeder Hinsicht bemerkbar. Die Vegetation wird immer Steppenähnlicher, des viele Grün nimmt immer weiter ab, bis man durch eine karge Savannenlandschaft mit nur wenigen hohen Bäumen fährt. Riesige Termitenbauten ragen bis zu 4m in die Höhe und manchmal sieht man einen steinalten, blätterlosen Baobab-Baum. Es gibt keine großen, farbenfrohen Ortschaften mehr, die die Straße säumen, nur noch kleine Dörflein mit Rundhütten aus Lehm. Es scheint, als wären die Farben verschwunden, alles ist braun, grau, schwarz. Es wird "afrikanischer", so wie sich die meisten Europäer Afrika wahrscheinlich vorstellen. Das Land ist karg und die Menschen sind durchschnittlich ärmer als die im Süden. Es gibt auch nicht solche Massen an Nahrungsmitteln.

"typisch afrikanisch" - Rundhütten


Ursprünglich war geplant, dass wir eine Nacht in der Provinzhauptstadt Tamale - eher ein großes Dorf - übernachten, weil es von dort nur ein Mal täglich um 14:00 einen Bus in den Mole Nationalpark gibt und es bereits 15:00 war, als wir ankamen. Doch, welch glücklicher Zufall, der Mole-Bus war noch da und wir konnten die vierstündige Fahrt zum Mole Motel antreten, wo wir dann kurz nach 20:00 einchecken konnten.

Unterwegs im größten Nationalpark Ghanas
Am Nächten Morgen standen wir um dreivieltel 7 mit 40 anderen Nationalparkbesuchern vorm Motel, bereit zur Morgensafari. Wir wurden in vier Gruppen aufgeteilt und los ging es, hinunter zum Wasserloch, auf das man vom Restaurant und Swimmingpool unserer Unterkunft aus einen tollen Ausblick hat. Dort beobachteten wir Hammerkopf-Ibis, Kuhreiher, Warzenschweine, Kob-Antilopen und Buschböcke. Doch wir waren auf der Suche nach etwas größerem. Die Guides der vier Gruppen waren in ständigem telefonischem Kontakt. Irgendwo in der Umgebung war ein Elefant, dem waren wir auf der Spur - und die anderen Gruppen natürlich auch. Die Elefantenschnitzeljagd hatte begonnen. Wir rasten durchs Gebüsch, fanden hier einen frischen Fußabdruck und da einen noch vom Morgenbad trüben Tümpel. Das kann doch nicht so schwer sein, einen Elefanten zu finden?!  Schlussendlich fanden wir dann den heißbegehrten Schatz. Wenn der Guide nicht stehengeblieben wäre,wir wären bestimmt vorbeigerannt. Ganz versteckt hinter Bäumen stand der graue Riese da, mucksmäuschchenstill. Auch die anderen Gruppen trudelten langsam ein, von allen Seiten. Der Elefant war umzingelt und das gefiel ihm augenscheinlich so gar nicht. Er war verletzt. Sein linkes Vorderbein war angeschwollen und blutete. Die vielen Menschen machten ihn nervös. Er begann sich im Kreis zu drehen, mit den Ohren zu wedeln und den Rüssel zu heben. Er war komplett angespannt, konnte nicht weg, weil er keinen Fluchtweg hatte. Unser Guide bemerkte das und führte uns über einen Graben, wo wir aus sicherem Abstand die folgende Eskalation beobachten konnten. Plötzlich rannte der Elefant los, genau auf eine andere Gruppe zu. Alle hielten den Atem an. Man hörte knackchendes Geäst, sah nur eine Staubwolke aus der Menschen heraussprangen, wie eine aufgescheuchte Gazellenherde. Dann lag der Elefant am Boden. Er war gestürzt. Glück im Unglück für die Leute aus der Gruppe, die sich in Zukunft sicher nie wieder so nahe an einen Elefanten herantrauen werden. Das hätte ein schlimmes Ende nehmen können. Mir ist zum ersten Mal aufgefallen, wie hilflos und verwundbar so ein Menschlein in der Wildnis ist, ganz ohne Fahrzeug, Waffe oder Zaun, hinter dem man sich verstecken kann. Man hat eigentlich keine Chance gegen einen Elefanten. Da heißt's dann echt nur noch "Lauf um dein Leben!" Obwohl man immer hört, man soll nicht wegrennen. In dem Fall hatten die aber keine andere Wahl.

Guten-Morgen-Safari

Nur 30m vom wilden Tier entfernt

So verstecken sich Elefanten



Voller Adrenalin und euphorisch über unser Abenteuer  machten wir uns dann auch bald aus dem Staub und beobachteten den Elefanten nur noch von der Terasse beim Hotel aus, wie er im Sumpf herumwatete und dann mit einem eleganten Hechtsprung in den See abtauchte. :)

Dass das Essen im Hotel komplett überteuert ist, wussten wir schon vorher, also haben wir uns Proviant mitgebracht. Selbstgebackenes Brot, Ananasmarmelade, Gari und Gewürzspekulatius. Letzteres hätte unser Mittagessen nach der Safari sien sollen. Aber die Paviane machten uns einen Strich durch dir Rechnung. Nichts ahnend saße wir auf der Terasse, plauderten mit zwei Volunteers - das erste und einzige Mal, dass wir eine Österreicherin getroffen haben - und knabberten am Gewürzspekulatius, den Simones Mutti ihr zu Weihnachten geschickt hatte. Plötzlich kam ein Pavian auf uns zugerannt. Da ist man erst mal ganz perplex. Simone schnappte die Kekse und stellte sie auf den Tisch. Aber das war kein Hindernis für den Affen. Schon war er wieder weg, und die Kekse auch. Wir konnten ihn noch dabei beobachten, wie er unterm Motel im Gebüsch unser Mittagessen verputzte. Angeblich werden hier oft Menschen, vor allem Kinder und Frauen, von Affen ausgeraubt und es wurden schon manche verletzt, weil sie ihre Handtasche nicht gleich hergeben wollten. Das ist echt arg, man ist da komplett hilflos. Wenn man von einem Menschen ausgeraubt wird, kann man wenigstens schimpfen und schreien -wenns was nützt, diskutieren, nachlaufen sich im schlimmsten Fall drum prügeln oder anzeigen. Mit dem Banditen wollte ich mich aber auf gar keinen Fall anlegen. Affen sind echt unheimlich unverschämt.

Doch die Affenattacke verschaffte uns eine gratis Mitfahrgelegenheit bei der Nachmittagssafari, weil ich mit einem MIT Studenten aus Sambia ins Gespräch kam, der mit zehn Leuten und zwei privat gemieteten Pick-ups unterwegs war.

Zurück von der Safari, auf der wir nicht viel gesehen haben, packten wir schnell unsere Rucksäcke mit dem Nötigsten zusammen. Um 17:00 starteten wir mit einem Guide zum 2,5km entfernten Tree Hide, einem Baumhaus bei einer Wasserstelle, wo wir übernachten. Das war echt cool! Als wir ankamen, begann es schon zu dämmern. Ein paar Paviane und Antilopen konnten wir noch erspähen, dann wurde es dunkel. Wir übernachteten unter freiem Himmel (unterm Mosquitonetzt) hoch oben am Baumhaus und lauschten den Geräuschen der Savanne - Zickaden, pfeifende Kob-Antilopen und brüllende Paviane. Am Nächsten Morgen hörten wir sogar die Rufe einer Tüpfelhyene.

Tree Hide

Zwei Frühaufsteher auf dem Heimweg

Um 7:00 in der Früh waren wir am nächsten morgen bereits wieder zurück im Motel. Die Eimerdusche war herrlich erfrischend nach dieser ungemütlichen Nacht. Es wird nachts ziemlich kalt im Norden. Nach dem Frühstüch begann unsere nächste Tour. Mit einem ausgeliehenem Fahrrad radelten wir durch den Nationalpark, bis zum 5km entfernten Dorf Larabanga, außerhalb des Parks. Dort gibt es die älteste  Moschee Ghanas zu besichtigen, und den angeblich ältesten Baobab in Westafrika. Beide stammen aus dem frühen 15. Jahrhundert.

Bike-Safari

Fast 600 Jahre alt - der Baubab und die Moschee
Von den Dächern aus hat man den besten Ausblick über Larabanga

Das Leben im Dorf Larabanga

Nutella? Nein, das wird mal Sheabutter
So sieht's aus, wenn's fertig ist. Genau das Richtige für trockene Haut.

Hier wird Cassava getrocknet


Die Hauswände werden immer noch Stück für Stück aus Lehm hochgezogen.

Ein traditioneller Kalender auf einer Hausfassade

Die Badewanne einer alten Dame.


In der prallen Mittagssonne machten wir uns auf den Rückweg, kamen zu einem Fahrradunfall, verarzteten die verletzten Schulmädchen, wurden daraufhin von einem weiteren Mädchen begleitet, dem wir Medikamente für ihre Freundinnen mitgeben wollten, hatten aber dazwischen noch ein Fahrradkettenproblem und kein Wasser mehr und kamen dann schließlich vollkommen fertig und dehydriert beim Motel an. Den restlichen Tag verbrachten wir beim Pool.

Bei der Aussicht lässt sich#s aushalten, beim Motel.


Am Montag standen wir schon um 2:15 auf, weil der einzige Bus, der den Mole-Park verlässt, um 3:00 hätte fahren sollen. Als wir aber mit müden Augen an der Rezeption standen, wurde uns mitgeteilt, dass der Bus erst um 4:00 fährt. Das freut einen dann ganz besoners. Also - zurück in den heißen Schlafsaal. Die Hitze und die Mosquitos vertrieben mich dann aber bald und ich beschloss lieber draußen vor der Tür zu warten. Da konnte ich wenigstens meinen Pulli anziehen um mich vor den Stichen zu schützen. Mehr oder weniger. Kaum hatte ich es mir halbwegs gemütlich gemacht, kam der Rezeptionist um alle aufzuwecken. Kurz nach vier furh der Bus dann wirklich los (im Reiseführer stand 4:30 - in Ghana kann man nie wissen :)). Als wir in Tamale ankamen waren wir komplett eingestaubt, weil die hintere Tür beim Fahren offen war und wir auf der Rückbank den ganzen roten Sand ins Gesicht geweht bekommen haben - man konnte nichtmal richtig atmen, geschweige denn die Augen öffnen. Es war alles so dreckig.

Alles voller Staub


Nach erneutem langen Warten an der Busstation, nachdem wir den gröbsten Dreck aus unserem Gesicht und von unseren Beinen gerubbelt hatten, beschloss ich auf Erkundungstour in Tamale zu gehen. Ich wollte den Kunsthandwerksmarkt finden, von dem im Reiseführer geschwärmt wird. Ich fand einen Markt und ja, da wurde Handwerk verkauft, aber Kunst? Es war eher ein Fetischmarkt mit Glasperlen und Schrumpfköpfen von allen möglichen Tieren, Krokodilleder, Leopardenfell und weiß Gott welche Abartigkeiten. Wenn ich hier eingekauft hätte, würden sie mich hundert prozentig nicht in die EU einreisen lassen.

Auch die Fahrt von Tamale nach Kumasi war wieder lang, heiß und anstrengend und wir freuten uns schon richtig aufs Gästehaus - Home, sweet home!

Metro-Bus - die sichere Variante


Aber trotzdem - die anstrengende Reise war es auf jeden Fall Wert!

Wenn sie unter ihresgleichen sind, sind sie ja ganz nett, die Paviane.

Beim Pinkeln erwischt - Buschbock

Pumba :)
Warzenschweine müssen sich zum Fressen "hinknien", weil ihr Hals zu kurz ist. Es lebe die Evolution! :)

Schaut grimmig - Agame

Die Wirbelsäule sagt "Danke!" - gesunde Sitzposition der Grünen Meerkatze

Das mit dem Köpfelnden Elefanten war übrigens kein Scherz! :)

Nochmal kräftig Luft holen und...

...Plaaaaaaaaaaatsch :)

Freitag, 17. Januar 2014

Falscher Malariaalarm im Guesthouse

Gleich früh morgens, nach unserer Laufrunde am Montag, nachdem wir von unserer Reise zurückgekommen sind, ging es Simone schon nicht mehr so gut. Gegen Abend hin bekam sie hohes Fieber, also beschlossen wir einen Arzt aufzusuchen. Der hängte sie dann gleich für die nächsten zwei Tage an Infusionen und ich bekam schon mal einen Vorgeschmack auf die bevorstehenden zwei Monate allein im Gästehaus. Wir befürchteten schon, Simone hätte Malaria, weil es durchaus möglich gewesen wäre nach unserem Urlaub am Meer, aber das war Gott sei Dank nicht der Fall. Es waren "nur" Salmonellen. Trotzdem erschreckend, was die so anrichten können. Ich hätte eigentlich gedacht, so als gesunder, junger Mensch können die einem nichts anhaben, aber offensichtlich doch. Wir waren ja auch richtig fertig nach unserer langen Reise.
Vollgepumpt mit irgendwelchen Flüssigkeiten ging es Simone dann schon bald wieder besser und wir konnten sie am Mittwoch wieder mit nach Hause nehmen. Wir waren dann aber die ganze letzte Woche nicht besonders aktiv, versteht sich von selbst. Mit einer solchen Krankheit ist nicht zu spaßen. Simone musste auch diese Woche noch Medikamente  nehmen.

Am Sonntag trauten wir uns dann zum ersten Mal wieder raus. Samuel nahm uns mit auf die Hochzeit seiner Mutter. Samuels Familie ist muslimischen Glaubens. Samuel konvertierte vor ein paar Jahren zum Christentum. Das ist etwas, das ich besonders toll an Ghana finde - es gibt verschiedene Religionen, auch innerhalb einer Familie, und es funktioniert! Niemand versucht, seinen Nachbarn, Freund oder siene Tochter zum "richtigen Glauben" zu bekennen. Jeder ist sich selbst überlassen, wird respektiert und wertgeschätzt, egal ob und woran er oder sie glaubt. Da können sich die Österreicher mal ein Belspiel dran nehmen!
In der Mitte, mit dem gelben Schleier, sitzt die Braut

Wir sind natürlich drauf, am Familienfoto! Samuels Uroma (in orange) feierte vor kurzem ihren 100sten Geburtstag!


Von Montag bis Donnerstag waren wir im Cultural Center und haben uns dem Nwomu gewidmet. Simone muss sich richtig beeilen, damit sie zumindest die Übungsarbeit fertig bekommt. Wir sind nämlich doch nicht so schnell, wie erwartet. Ich vor allem, bin um einiges hinten nach. Aber, no stress, ich hab ja Zeit. :)
Den haben wir in der Mittagspause im Park erwischt, als es, während seine Mustter schlief, in deren Flip Flops mal schnell  Bananen kaufen ging.

Meine Arbeit, bei der ich diese Woche stundenlang saß.


Irgendwann, ich habs nicht so mit den Wochentagen, ich glaub es war am Dienstag, haben wir den neuen Schulblock in Adumasa fertiggestrichen. Er sieht toll aus!

Das neue Klassenzimmer der P2 in Adumasa - Danke Villach Nord!

Ach ja, das hätte ich fast vergessen. Gestern hab ich eine Fledermaus gegessen. Ohne Spaß, echt jetz! :) Aber nicht die ganze. Ich erspar euch die einzelheiten. Irgendwann bin ich draufgekommen, dass es eigentlich schon ziemlich eklig ist, aber ich hatte solchen Hunger und in Ghana essen sie eben Fledermäuse. Was solls, ich musste es auch ausprobieren.

Das Foto hab ich jetzt wieder rausgelöscht. Is ja echt widerlich. Wie konnte ich das essen?


Heute fuhren wir nach Chiransa und Bedaase und teilten Schuluniformen und die restlichen Preise aus (vom Test im November, ein paar kids waren bei der offiziellen Preisverleihung "aaaaaaaaaaaabsent"). Fei zeigte uns das Wasserloch, aus dem die Leute in Bedaase das Wasser geschöpft haben, bevor das Projekt kam. Grauenhaft! Dass die das überlebt haben, wundert mich. In der Lacke würd ich nicht mal schwimmen! Was das Projekt hier auf die Beine gestellt hat, ist der Wahnsinn. Bedaase ist ein wunderschönes, kleines, ruhiges Dörflein, in der Schule arbeiten viele junge, dynamische Lehrer, die Freitags mit den Kindern draußen im gut gepflegten Schulgarten Fußball und Volleyball spielen und auch die Dreckswasserlacke hat einen neuen nutzen gefunden - hier wird jetzt Akpeteshie, Ghanas Gin aus Palmwein, von dem niemand genau weiß, wieviel Prozent Alkoholgehalt er hat, destilliert. Wir durften den ungebrannten, frischen Palmwein kosten, und haben uns gleich eine Flasche mitgenommen und in den Kühlschrank gestellt, für heut Abend.

Für die Mädels gabs heute neue Uniformen

Volleyball in Bedaase

Richtig Afrika :)

Auf dem Weg zum Wasserloch

Kaum zu glauben, aber daraus haben die Menschen getrunken.

Nun wird hier Akpeteshie destilliert.

und gekostet
So wachsen die Palmnüsse, aus denen dann später Öl gepresst wird

Ich konnte heute endlich meinen Halbzeitbericht versenden, den ich schon letzte Woche fertiggestellt habe. Mir fehlen aber einige Email-Adressen, also bitte, bei wem heute kein Halbzeitbericht in der Postbox eingetrudelt ist, der möge sich nicht scheuen, mir eine kurze Anfrage zu schicken!
hanna.kirchmeir@gmx.at

Jetzt werden noch die Rucksäcke gepackt, weil morgen geht´s um 4:00 auf in den Mole Nationalpark im Norden Ghanas. Bevor Simone Anfang Februar nach Österreich fliegt, wollen wir einmal richtig auf Safari gehn!

Montag, 6. Januar 2014

Zurück aus dem Süden

Dieses Gefühl, wenn man auf Reisen ist, ich liebe es. Einfach mal alles liegen und stehen lassen, so wie es ist und raus aus dem Dorf. Egal, ob man den Schulblock fertig gestrichen hat, egal, ob der Esstisch sauber aufgeräumt ist, Hauptsache im Kühlschrank gammelt nichts dahin. Da haben wir richtig fleißig gegessen, bevor wir uns von den Socken gemacht haben! :)
Schon im Tro-Tro nach Cape Coast saßen wir mit sechs anderen Obronis, Deutschen. Es war richtig komisch zu wissen, dass Leute anwesend sind, die unsere "Geheimsprache" verstehen. Man hat das Gefühl, man muss aufpassen, was man sagt, obwohl man das bei uns ja auch nicht so wirklich tut! Aber das war nur der Vorgeschmack auf Cape Coast, nur zum eingewöhnen. Angekommen im Oasis Beach Resort vielen uns fast die Augen aus dem Kopf, so sehr geblendet wurden wir von den vielen Bleichgesichtern, die sich dort herumtrieben. Und die meisten waren Deutsche! Volunteers aus allen Teilen Ghanas, aus Burkina Faso, Togo, ich glaub aus ganz Westafrika sind  nach Cape Coast gepilgert, um dort am Strand unter Palmen Silvester zu feiern, so wie wir eben auch. Diesmal waren sogar richtig große Volunteer Gruppen unterwegs, also anscheinend gibt es ein paar große Organisationen in Deutschland, die einige Volunteers nach Ghana versenden.

Am 31. Dezember bin ich dann tatsächlich den ganzen Tag am Strand in der Sonne gelegen, hab eine Kokosnuss ausgeschlürft und war im Meer baden. Das mit dem "Haare nicht nassmachen" ist so eine Sache. Ich habs mir ganz fest vorgenommen, aber es war unvermeidbar, außer ich wäre nicht ins Wasser gegangen. Eine größere Welle und schwapp - schon ist alles voller Sand und Salz. Und so ist es auch geblieben, die ganze Woche. Wenn ich morgens aufgewacht bin, war der Kopfpolster immer sandig. Auch beim Duschen ist der Sand nicht weggegangen. Er war immer irgendwo, meistens hinter den Ohren und vor allem auf den Füßen. Dafür sind die jetzt von Ölfarbe und Adumasadreck befreit! :)
Wir haben den ganzen Tag nicht viel gegessen, weil wir uns den Hunger fürs Buffet am Abend aufsparen wollten. Das war für ghanaische Verhältnisse echt teuer, aber wir wollten uns das gönnen. Es hat sich auch wirklich ausgezahlt. So gut gegessen hab ich in Ghana noch nie - es gab Reis mit Rindfleischsauce (Rindfleisch gabs zuletzt in Österreich), Salat, Frühlingsrollen, Yam Balls, Nudelsalat, Schweinefleisch, Rindfleischspieß, Shrimps, Gemüsespieß, Potatowedges und Pommes (auch sehr selten in Ghana), und ein Stück von dem 50kg Riesenfisch, der vorher vor dutzenden staunenden Volunteersaugen kleingehackt worden ist. Es war soooo herrlich, und ich war dann zwei Tage lang nicht wirklich hungrig. Nach dem Essen haben wir noch ein bisschen mit zwei Volunteers aus Burkina Faso geplaudert, die ganz erstaunt waren, dass man als Raucher in Ghana so angepöbelt wird.
Auf der Tanzfläche ging es wieder sehr International zu. Es gab Lieder, da sangen nur die Volunteers mit, und dann gabs welche, bei denen konnten nur die Ghanaer den Text. Um Mitternacht ging dann die ganze Gesellschaft an den Strand. Es gab ein Feuerwerk, nicht so groß wie bei uns, dafür umso unkontrollierter - also wars auch spannend. Danach wurden die Neujahrsfeuer entzündet. Wir sind dann noch lange, lange am Strand gesessen, haben mit den Leuten geplaudert, getanzt, bis jemand auf die Idee gekommen ist, mal das Wasser zu testen, ob es wohl in der Nacht kälter ist als am Tag. Okay. Aber nur bis zu den Knöcheln - genau. :) Mit nassem Kleid sitzt es sich dann nicht mehr so gut am Sandstrand, also ließ ich die dänische Boyband alleine und ging so um halb 5 schlafen, weil wir ja um 6 mit ein paar deutschen Volunteers und den Fischern aufs Meer fahren wollten. Daraus wurde nichts. Wir standen dann doch erst so um 10 auf, um dann noch ein bisschen in der Sonne zu braten und uns dann das Fort Victoria und das Fort Williams anzuschauen, von dem aus man eine wunderbare Aussischt über Cape Coast und das Meer hat.

Auf dem Weg nach Cape Coast

Wachhund mit Stil
Silvester 2013

Der Riesenfisch wird entschuppt

Shoppen waren wir natürlich auch wieder :)

Zaun Aus Palmblättern

Das Oasis Beach Resort
Buffet

Silvesteressen :)

Auf der Tanzfläche






Fort Williams

Toller Ausblick vom Fort Williams über Cape Coast


Am 2.1. sind wir dann in Richtung Westen weitergereist. Wir legten einen Zwischenstopp in Elmina ein, dem ersten vo Euröpäern besetzten Ort in Ghana. Die Festung São Jorge da Mina wurde 1482 von den Portugiesen errichtet, von den Holländern erobert und ging dann an die Brinten und schließlich an die Ghanaer über. Wir bekamen eine gute Führung durch die geschichtsträchtige, schauerliche Sklavenhochburg und schlenderten über den Fischmarkt, bevor wir dann weiter nach Takoradi und von dort aus nach Agona Junktion fuhren.

Melonenfrühstück :)

Unsere Rundhütte im Oasis

São Jorge da Mina oder Elmina Castle


Todeszelle für Troublemakers - da kam noch keiner lebendig raus


Fischerboote und São Jago da Mina






Irgendwann bin ich dann draufgekommen, dass ich meinen Bikini, vier Unterhosen und zwei BHs in Cape Coast an der Wäscheleine vergessen hab. Naja - kauft man halt in der nächsten Stadt einen neuen Bikini. Von Agona Junction aus wollten wir nach Akwidaa fahren, dem angeblich besten Ausgangspunkt für Ausflüge nach Cape Three Points, dem südlichsten Punkt Ghanas. Doch dann erfuhren wir, dass die Öko-Lodge, die diese Ausflüge zu organisieren pflegte, geschlossen hat. Also schnell Reiseführer raus - neuer Plan. Wir fahren gleich nach Cape Three Points! Erwartet haben wir uns ein Städchen, so wie Elmina. Tatsächlich ist Cape Three Points ein winziges Fischerdorf, ohne Strom, von Bikini und Unterwäscheverkäufern keine Spur.
Wir residierten von 2.1. bis 5.1. in der Escape Eco-Lodge, einem wahren Paradies für Surfer und Umweltfans. Es gab keinen Handyempfang und kein fließendes Wasser, dafür Solarstrom, Hütten aus Bambus, einen tollen Garten, Rockpool und den schönsten Strand, den ich jemals gesehen habe!


Unser Bambushäuschen
Das Badezimmer
Baden im Rockpool
Sagenhaft schöne Strände
So eachsen Papayas
Am ersten Tag nach unserer Ankunft spazierten wir am Strand entlang zum Leuchtturm, der an der Spitze der mittleren, von den drei Halbinseln am südlichsten gelegenen Landzunge liegt. Oben genossen wir die toll Aussicht und die kühle Briese. 

Spaziergang zum Leuchtturm
Ober uns kreisen schon die Geier
Mangrovenwald
Ziel erreicht
Bick nach Westen vom Leuchtturm aus
Ich liebe die Farben in diesem Bild :)
Selbstauslöserfotos werden immer recht spannend
 Am zweiten Tag wollte ich eigenlich mit einem Guide ins Cape Three Points Forest Reserve wandern, wo es den letzten ursprünglichen Küstenwald, Affen, Antilopen und diverse Vogelarten zu bewundern gibt, bin extra früh aufgestanden und hab gewartet und gewartet, eine Stunde verspätung ist normal. Es wurden aber dann drei Stunden, in denen der Guide nichts von sich hören ließ, biss mir dann am Nachmittag, mitgeteilt wurde, dass der Guide in der Samstagskirche ist. Ich wollte mir dadurch nicht den Tag verderben lassen, deshalb machten wir uns wieder auf ins Fischerdorf und konnten es arrangieren, dass wir mit drei Fischern raus aufs Meer paddeln durften. Mit dem kippeligen Fischerboot fuhren wir um den südlichsten Punkt Ghanas herum! :) Zum Schluss wurde extra für uns das Netz ausgeworfen, aber es war nur Show, deshalb waren dann beim einholen keine Fische drinn. Trotzdem war es ein spannendes Erlebnis. In dem Fischerdorf wollten wir uns  den Sonnenuntergang anschauen, hatten aber noch ein bisschen Zeit und setzten uns an den Strand. Und schon waren sie da, die Kinder. Zuerst drei oder vier, und dann immer mehr, bis es dann zu viele waren und die Sache aus dem Ruder zu laufen begann. Es bilden sich leider immer Fronten zwischen den Kindern, weil jeder eine Obronihand halten will und jeder iauf einem Obronischoß sitzen will und jeder im Obronihaar herumwühlen will.  Irgendwann wurde es uns dann zu bunt und wir machten uns auf, zurück zur Lodge. Allerdings sind mir die Kinder und die Leute in der Gegend sympatischer als anderswo, in Kumasi zum Beispiel. Sie rufen nich "Obroni!", sie rufen "My friend!"

"My friend, what is your name?"
 -"My name is Hanna"
 "Hanna... Hanna...what is your mother´s name" 
-"My mothers name is Andres"
"Andrea...Andrea... And what is your father's name?
-"My fathers name is Hanns"
"Hannis?"
-"Hanns"
"Hannis... And what is your sister's name?"...

Und so weiter und so fort, das wiederholt sich dann in Endlosschleife. Irgenwie netter  als, wie ich es heute wieder gehört habe:

"Obroni. Where is my gift?"
-"I don't know. Ask your mother."
"Obroni. Give me ten Pesewas."
-"No."

Als wir in der Abenddämmerung von Jackson, einem Einheimischen zur Lodge begleitet wurden, war es gerade Flut und der vorher so breite Sandstrand war zusammengeschrumpft, an manchen Stellen ging das Wasser bis zum Wald und wir mussten über Bäume klettern. Da fanden wir eine Schildkrötenspur! Die Schildkröten waren auch ein Grund, warum wir nach Cape Three Points gefahren sind. An Ghanas Küste sind angeblich vier verschiedene Arten von Meeresschildkröten anzutreffen. Im Vergleich zu Landschildkröten sine Meeresschildkröten viel größer und bleiben die meiste Zeit ihres Lebens im Wasser, so auch die Green Turtle, bei uns bekannt als Suppenschildkröte. Nur zur Eiablage schleppen sich die bis zu 200kg schweren Tiere an den Strand, an dem sie selbst vor bis zu 300 Jahren geschlüpft sind. Deshalb fallen meistens die Weibchen den Menschen zum Opfer. Die Männchen bleiben ihr ganzes Leben lang in der Tiefsee. Eine Schildkröte legt durchschnittlich alle drei bis vier Jahre 500 Eier in den Sand. So hat es auch diese eine gemacht, deren Spuren wir gesehen haben, worüber ich mich, wie ihr euch denken könnt, sehr gefreut habe. Eine Schildkrötenspur - man kann die Anstrengung, die das Tier auf sich genommen hat, förmlich herauslesen. Eine Turtlestreet führt richtung Wald, eine andere zurück ins Meer. Aber sind da nicht zu viele Menschenspuren drum herum? Und was sollen die Sandhaufen? Das war doch nicht die Schildkröte! Meiner Freude wurde bald ein Ende gesetzt. Die Mühen und Gefahren, die die Schildkrötenmama auf sich genommen hat, waren umsonst. Das Nest war nur wenige Stunden darauf geplündert worden. Welches Tier macht das? - Das selbe, das den Regenwald abholzt, Plastikmüll aus dem Auto wirft und den Motor nicht abstellt, wenn es stundenlang im Stau steht. Ein ganz besonder dummes Tier, das sich selbst für das klügste von allen hält und doch das einzige ist, das sein eigenes Zuhause zerstört.



Auf unserem Heimweg kamen wir bei einer Lagune vorbei, nicht weit von der Lodge entfernt.
"Are crocodiles living in there?" fragte ich Jackson, nur so zum Scherz.
"Yes. Can you see the big Tree over there? That's where they are hiding"
Uuuups. Ich war da vorher schwimmen. :)



Am letzten Abend gabs Hummer zum Essen, das war voll lecker mmmh :)

Gestern sind wir schon ganz früh aufgebrochen, um 6:00, gemeinsam mit neun anderen Volunteers aus Deutschland - das eigens für uns gemietete Obroni-Tro-Tro war voll! :)

Braun bin ich geworden, in der letzten Woche. Den Kindern in Adumasa ist es sofort aufgefallen: "Madame Hanna, you changed your colour! Your face! You are getting dark!" - Ja das passiert eben, wenn die Obronis zu lange in der Sonne braten. Aber was heißt da "zu lange" - der Urlaub war gerade richtig und wichtig! :)

 Noch ein paar Eindrücke vom Drumherum: