Samstag, 23. November 2013

Endlich ist was los!

Lang ist´s her, als ich das letzte mal von mir hören ließ. Ich bin schon seit über zwei Wochen schreibfaul und  immer bescheftigt. Wir sind ja mittlerweile schon zu dritt im Gästehaus! Vorletzten Sonntag haben wir Joanne aus Liverpool vom winzig kleinen Flughafen in Kumasi  abgeholt. Seitdem sind wir nur noch unterwegs und abends, wenn wir heim kommen, komplett fertig. Wir haben so viel unternommen. Es wird echt schwer, die vergangenen zwei Wochen zu rekonstruieren. Ohne mein Tagebuch wäre ich jetzt aufgeschmissen.

Akwaaba Joanne!


In unserem Haus schauts aus, um es mit den Worten meiner Oma zu sagen, wie bei den Hottentotten. Es dürfen mittlerweile keine Kinder mehr herein, weil überall Bälle, Stifte, Luftballons uns andere Spielschen herumliegen. Für Joannes Ankunft hatten wir alles superschön aufgeräumt. Doch dann hat sie angefangen, ihre Koffer (4 oder 5) auszupacken. Sie hat fast kein Gewand mit, dafür haufenweise Spielzeug, das jetzt bei uns im Wohnzimmer herumkugelt. Einen Teil sind wir schon losgeworden. In den Schulen von Bedaase und Chiransa hat letzten Mitwoch jedes Kind eine Kleinigkeit zum Spielen bekommen.





Fußbälle für die Junior High School gabs auch

Am Donnerstag ging es dann ab nach Cape Coast. Eine Stunde lang haben wir gewartet, bis das Tro-Tro endlich voll war. Richtig voll. Es wurden so viele Menschen und Taschen, wie nur möglich in den kleinen Minibus reingestopft. Ich war froh, dass ich so klein bin und dadurch um einiges mehr Beinfreiheit hatte, als die anderen. Der Bus schaukelte gemütlich durch die grüne, hügelige Landschaft, der Fahrtwind wehte mir ins Gesicht und mir ging es einfach gut. Ich liebe es, zu reisen. Doch bald wars vorbei mit der Ruhe. Die Leute fingen auf einmal an laut zu diskutieren. Warum? In dem Dorf, das wir gerade passierten, wurde nur wenige Stunden zuvor ein Bus von bewaffneten Räubern angehalten. Tja. Wir sind halt in Afrika.

Irgendwie findet jeder die richtige Schlafposition im Tro-Tro

mmmh Kakaokeksis



In Cape Coast konnten wir seit langem einmal wieder richtig aufatmen. Herrlich. Man kann dort nachmittags einfach an der Strandbar sitzen, ohne dass man von allen Seiten her angequatscht wird. Es war so fein, dort unter den Palmen zu sitzen, die Musik und ein kaltes Bier mit Blick aufs Meer zu genießen. Diese Ruhe! Keine hupenden Autos, keine schreienden Menschen...Herrlich! Am Freitag bekamen wir dann Cape Coasts Nightlife vom feinsten mit. Die Strandbar verwandelte sich in eine Disco und wir tanzten bis spät in die Nacht hinein mit den African Girls, Rastamännern und Volunteers von der ganzen Welt. Cape Coast ist echt international. Kulturen überschneiden sich in dieser Stadt schon seit Jahrhunderten. Im 15. Jahrhundert ankerten die Portugiesen an der Goldküste Afrikas. Zuerst wurde mit Gold, Pfeffer und Elfenbein gehandelt, aber mit der Entdeckung Amerikas uns der raschen Entwicklung der Baumwoll-, Tabak-, und Zuckerindustrie stieg der Bedarf an billigen Arbeitskräften und Menschen wurden zum Exportschlager. Mit der Zeit wurden dann auch andere europäische Mächte  auf den Erfolg der Portugiesen aufmerksam und begannen ebenfalls mit dem Sklavenhandel. Cape Coast Castle wurde 1637 von den Niederländern errichtet, wurde dann dänisch, schwedisch, und schlussendlich von den Briten übernommen. Tausende Menschen warteten zusammengepfercht und in ihren eigenen Exkrementen versinkend in den Kammern wochen-, oft monatelang auf die Sklavenschiffe. Viele verendeten qualvoll, bevor sie den Marsch durch "the door of no return" antreten konnten. Die Leichen wurden in die Brandung geworfen und von der See verschluckt. Bei einem Rundgang durch die Sklavenburg fühlt man sich wie 300 Jahre in der Zeit zurückversetzt. Es ist alles so real. Die Festung, mit ihren hohen, weißen, unüberwindbaren Mauern, die Kanonen, gerichtet auf  Konkurrenten und Piraten. Schaut man hinunter, sieht man die Fischer, die mit ihren kleinen, wackeligen Booten in See stechen um die Netzte auszuwerfen, damit danach das ganze Fischerdorf zusammenkommt und hilft,  den Fang an Land zu ziehen. Cape Coast Castle ist schauerlich beeindruckend, vor allem bei Nacht.

Sonnenuntergang an der Küste Ghanas

unser Zimmer in Cape Coast
Das Baobab Hotel, berühmt für seine köstliche vegetarische Küche
Cape Coast Castle


Fischerboote unter der Burg
Ein Ort mit Geschichte
 
Das ganze Fischerdorf hilft zusammen
Ca. eine Stunde mit dem Taxi, nördlich von Cape Coast liegt der Kakum-Nationalpark - 350km² Regenwald. Einen kleinen Teil des Naturschutzgebietes, in dem es angeblich Waldelefanten, Waldbüffel, Riesenwildschweine und zahlreiche Vogelarten gibt, konnten wir besichtigen - Von oben! Von Baum zu Baum sind Hängebrücken aufgespannt, von denen aus man einen tollen Ausblick über den duklen, mysteriösen Regenwald hat. Man sieht relativ viele Touristen und Schulklassen, aber wenn man ein bisschen schaukelt, hat man die Hängebrücke plötzlich für sich allein!

Ein ordentliches Frühstück für einen langen Tag - ich träum heut noch von den Bananenpancakes mit Honig!



Der Canopy-Walkway


Der grüne, dunkle Regenwald
So woachsen Avokados!
Joanne half einer Gruppe ängstlicher Schulkinder über die Brücke
Regenwald von unten
Der beste Schutz vor Elefanten, die sich den Rücken krazen wollen.
Und einkaufen kann man in Cape Coast! Es gibt so viele schöne, kunterbunte Kleider, Hosen, Taschen.... Zum Glück hatte ich nicht so viel Geld mit!
Am Sonntag sind wir dann komplett relaxed wieder in unserem Dörfchen Adumasa angekommen, und ich zehre immer noch von den Cape Coast Momenten. Der Ausflug war dringend nötig, jetzt gefällts mir auch hier wieder besser. Ich hab schon befürchtet, es gibt in Ghana keinen Ort, der mir gefällt, aber ich hab mich geirrt. In Zukunft bin ich nicht mehr überfordert mit Fragen wie "Where do you go to have fun?" oder "What do you like about Ghana?". Cape Coast!



Die Strandschweine von Cape Coast :)
Es riecht nach... Frühstück! ;)
Rasta Rice


Rastamama mit Rastababy


Dem ist offensichtlich ein bisserl fad.



Den Montag haben wir wäschewaschend zu Hause verbracht. Es wäre auch nicht anders gegangen. Ich hatte nichts mehr zum anziehn. Und gelernt hab ich am Montag, dass manche Sachen ausfärben, wenn man sie zu heiß wäscht. :) Es hat nichts mehr seine ursprüngliche Farbe. Alles ist rosa, rot oder blau!
Am Dienstag und am Freitag waren wir wieder im Kulturzentrum und sind unserem Handwerk nachgegangen. Kann mir bald ein Kleid aus einem selbst gefärbten Stoff schneidern lassen!
Der Weihnachtsstress hatte bereits seinen Höhepunkt mit dem versenden eines Päckchens am Mittwoch. Ich hatte alles so schön eingepackt, und dann war die Dame bei der Post so neugierig. Ich musste Sacherl für Sackerl wieder aufmachen... aber das Päckchen ist jetzt auf dem Weg in die Heimat!
Ach ja, jetzt kommt die Exams-Geschichte. Da muss ich etwas weiter ausholen. Also. Fei hatte schon vor längerer Zeit die Idee, in den Schulen in Bedaase, Chiransa und Adumasa einen standard Test zu machen. Die Besten Schüler sollten dann auch einen kleinen Preis bekommen. Simone und Ich haben immer wieder nachgefragt, ob es schon Neuigkeiten gibt. Es hat immer geheißen, er sammelt die Fragen, er sammelt die Fragen. Und wann machen wir den Test? Irgendwann vor den Weihnachtsferien. Wann sind Weihnachtsferien? Weiß ich nicht. Am Montag Abend ist Fei dann mit Fragebögen angetanzt. Endlich. "Wir machen den Test am Freitag!" What? In allen drei Schulen? Primary und Junior High? Es war alles so ungeplant, und das hat mich echt narrisch gemacht. Ich wollte diesen Standardtest vorbereiten, und es war viel zu viel und viel zu kurzfristig. Wir haben die Pläne, die keine waren, gefühlte zwanzig mal umgeändert. Bis wir dann schon am Donnerstag nach Bedaase starteten, um ort den Test zu machen, mit dem Plan, danach sofort nach Chiransa zu fahren um dort den Test zu machen und uns am Freitag auf Adumasa stürzen.
Als wir in Bedaase anfingen, die Kopien zusammenzusuchen, wussten nich, wie viele Kinder ind welcher Klasse waren. "Nicht mehr als zwanzig.". Es hatte auch keiner eine Idee, wie lange die Kinder für welche Aufgaben brauchen würden. "Ja so ca. eine Stunde pro Steite" - ohne dass sich irgendjemand die Aufgaben wirklich durchgelesen hätte. Ich hab gedacht, ich zuck aus. Als wir dann die Zettel endlich ausgeteilt und alle ihren Namen draufgeschrieben hattn, stellte sich heraus, dass die Aufgaben zu schwer sind und sie die Themen noch nie besprochen haben. Also. Die P2 bekommt die P1 Zettel, die P3 die P2 Zettel usw. Alles wieder absammeln, Namen durchstreichen und neu austeilen. Was die P1 dann für Aufgaben bekommen hat, weiß ich nicht. Ich hatte in der P4 Aufsicht. Die Schüler haben mir echt leid getan. Die Fragestellung war in manchen Fällen so unklar, dass weder ich, noch der Lehrer genau verstanden haben, was gemeint ist. Soetwas reibt mich so auf. Das hätte echt super werden können, wenn wir mehr Zeit zum Vorbereiten gehabt hätten! In Chiransa haben wir den Test dann nicht mehr gemacht, weil die Schule bereits aus war, als wir dort ankamen. Wir haben dort nur noch die Schuluniformen ausgeteilt, die wir am Mittwoch für eine gewisse Anzahl an bedürftigen Kindern in Bedaase, Chiransa und Adumasa gekauft haben. Zuvor haben wir in Bedaase auch schon welche verteilt. Aber es war in beiden Fällen das gleiche. Es gab eine Liste mit den Namen der Kindern, die eine Uniform bekommen sollten. Die Lehrer riefen aber immer mehr und mehr Kinder, Sodass am Ende ein paar Kinder mit neuer Uniform dastanden, die bereits eine hatten, und einige Kinder ohne Uniform leer ausgehen mussten und bedankt hat sich erst wieder niemand. Wieder eine super geplante Aktion, aber Joanne muss ja möglichst schnell ihr gesammeltes Geld investieren und dann kommt halt soetwas dabei raus.

Bedaases P4 beim Test

Joanne teilt Schuluniformen aus


Das mit dem Geld spenden ist so eine Sache. Die meisten Leute, die das Projekt besuchen, bringen irgendetwas mit. Das wird erwartet. Nicht vom Projektleiter, aber von den Menschen. Man will uns überall dabei haben, wenns um Geld geht, und man hört oft Sachen wie "When you go back to Austria, you can send money for..." Extra nicht. Auch das Austeilen von Geschenken und Schuluniformen in den Schulen unterstützt dieses Klichee. Die Leute glauben, wir haben unendlich viel zum Vergeben und können eigentlich sowieso für alle Kinder neue Uniformen kaufen. Ich mag das nicht. Ich will nicht Weihnachtsmann spielen. Ich bin da, um mitzuhelfen. Das macht mich oft echt grantig und ich fang dan an, die Menschen zu hassen, meistens die Lehrer, die mich auch nicht gerne sehn, weil ich ihnen immer die Stöcke wegnehme.

Ich könnt jetzt noch länger über Vorurteile, Klichees und Erwartungen, Manieren und Sitten schreiben, weil es da echt viel gibt, was mich bescheftigt. Aber die Mädels haben hunger, es ist Samstagabend und wird bald dunkel, und wir weden heut mal was essen gehen!


Samstag, 9. November 2013

Fufu, Sonnenfinsternis und Spinne im Zimmer

Über die ghanaische Kücke habe ich noch nicht viel erzählt. Ich bin dabei, alles auszuprobieren und mach viele Fotos, damit das Essen auch mal einen eigenen Blogeintrag bekommt. Es ist aber noch zu früh dafür. Es gibt einfach so viel, das ich noch nicht ausprobiert habe. Es hat über ein Monat gedauert, bis ich endlich das legendäre "Fufu" kosten durfte, das ghanaische Nationalgericht. Simone, Sam, Seth und ich haben es letzten Samstag selbst zubereitet. Das war sehr spannend. Zuerst werden Kochbananen und Casava gekocht, die dann anschließend mit einem großen, schweren Stampfer zerquetscht und zu einem klebrigen Brei gestampft werden. Dafür braucht es mindestens zwei Leute. Einer stampft und der andere wälzt den Brei herum und muss aufpassen, dass seine Hand nicht mitverarbeitet wird. Da ist höchste Konzentration gefragt, sonst fehlen am Ende ein paar Finger! Agnes hat uns dazu Erdnusssuppe gekocht, wieder mal was ganz leichtes, ohne die der Brei nicht zu essen wäre. Greift man ihn an, ohne die Hände vorher in Wasser oder Suppe zu tauchen, bekommt man ihn nicht mehr weg. Ach ja. Auf Besteck wird in Ghana nicht so viel Wert gelegt. Man isst mit den Händen, auch die Suppe. :)
Kochbananen

Casava

Das "Pounding" ist ganz schön anstrengend.

Bildunterschrift hinzufügen

Beim "Driving" muss man schnell sein, sonst ist ein Finger ab.

Klebrige Fufubreipatzen

Erdnusssuppe dazu, und fertig!

Das Essen war mindestens genauso spannend wie das Zubereiten. Die Konsistenz von dem Brei ist einfach unbeschreiblich und die Suppe rinnt einem die Hände und Arme hinunter. Wer braucht schon einen Löffel?! Mir hats geschmeckt! :)

Am Sonntag verbrachten wir so viele Stunden in der Kirche, wie die meisten Österreicher wahrscheinlich in einem Jahr. Der Erntedankgottesdienst in der Ramseyer Presby Church begann um 8 mit wildem herumgehüpfe und ohrenbetäubender Musik, und endete nach nur einer Bibellesung, dafür dutzenden Announcements und Reden wichtiger Leute, Offertry und Kommunion um halb 2. Es war alles auf Twi und mir war nach einer Stunde stinklangweilig. Die Atmosphäre könnte ungemütlicher nicht sein. Energiesparlampen, Ventilatoren, Lautsprecher, Plastikblumen, blaue und weiße Tücher. Alles so kalt. Es ist zwar spannend, mitzuerleben wie so ein Gottesdienst abläuft, aber es dauert so ewig lange und ich versteh kein Wort. Es ist auch immer unheimlich laut, und danach ist man halb taub, hungrig, grantig und fertig. Ich hatte zwar Kekse dabei, aber die waren nach drei Stunden weg. Und grantig deshalb, weil es eine Sonnenfinsternis gab, und wir in der Kirche saßen. Ich bin dann halt trotzdem kurz raus, weil so eine Sonnenfinsternis wollt ich nicht verpassen. :)
Als wir heimkamen hatte ich einen Bärenhunger. Und da lag noch ein Stückchen Bananenkuchen. Ein bisschen schimmlig. Egal. Was wird denn schon sein? Fünf Minuten danach hab ich mich in meinem Bett vor Schmerzen gekrümmt und gedacht ich sterbe. Mir war eiskalt, und die Decke lag am Fußende, aber ich kam nicht ran. Mein Schrank ist voller Medikamente, aber ich konnte nicht aufstehen. Eine zwanzig Minuten hat das gedauert, und erst dann ist mir eingefallen, dass ich ja den Kuchen gegessen habe. Ich dachte, ich hab halt irgendso einen Virus eingefangen oder vertrag das Leitungswasser doch nicht. Ich beschloss, es wäre wahrscheinlich besser, mir den Finger in den Hals zu stecken, damit ich den giftigen Kuchen loswerde. Aber so weit kam es dann doch nicht, weil die Schmerzen plötzlich aufgehört haben. Da hab ich wieder was dazugelernt. Manches muss man ja doch am eigenen Leib erfahren, damit man sichs merkt, fürs nächste Mal.
Am Montag waren wir im Kulturzentrum in Kumasi. Fei hat es irgendwie über Kontakte arrangiert, dass wir dort Kurse machen können. Wir sind jetzt dort offiziell als "Attachment Students" angemeldet und kommen zwei Mal die Woche um zu lernen. Angefangen haben wir mit dem Batikkurs. Das gefällt mir echt gut! Man kann richtig kreativ sein und schöne Muster entwerfen, lernt die Technik, die Kultur, und den arbeitsalltag der Leute dort kennen. Alles ist so ganz anders, als bei uns. Wir wurden gebeten, immer um 9 dort zu sein, was wir bei den ersten zwei Malen ganz und gar nicht schafften, weil wir uns komplet verschätzt haben, was unsere Anfahrtszeit angeht. Manchmal bekommt man ein Tro-Tro direkt vor der Haustür, ein aderes Mal muss man zwanzig Minuten bis zur Hauptstraße latschen und dort noch warten, und dann steht man eine halbe Stunde im Stau, oder eine dreiviertelstunde. Als wir dann mit viel Verspätung einmal um 10, und einmal um halb 11 ankamen, wurde gerade gemütlich gefrühstückt, gequatscht und gespielt. Irgendwann ist dann mal der Chef gekommen und hat uns einen Lehrer besorgt, der uns die Materie erklärt hat.
Es gibt zwei verschiedene Techniken. Bei der einen Technik, "Tie and dye", wird der Stoff zusammengebunden und dann eingefärbt. So kennt man Batik bei uns auch. Bei der zweiten Technik wird heißesWachs auf den Stoff aufgetragen. Entweder mit Stempeln, Pinseln, Besen oder  mit einem Tjanti, einem zugespitzten Schwamm, mit dem man wie mit einem Stift Linien zeichnen kann. Ist aber gar nicht so leicht, wie es aussieht. Der Stoff wird dann mit der ersten, hellen Farbe eingefärbt und getrocknet. Die mit Wachs bedeckten Stellen bleiben weiß. Danach wird ein weiteres mal Wachs aufgetragen, wieder gefärbt und getrocknet. Die Stellen, bei denen das zweite Mal Wachs aufgetragen wurde, haben die erste Farbe. Danach kann ein drittes Mal Wachs aufgetragen, gefärbt und getrocknet werden. Was dann am Ende herauskommt war bis jetzt noch nie so, wie ich es mir vorgestellt habe, aber trotzdem schön. Diese Woche haben wir nur kleine Stofffetzen zum ausprobieren bekommen. Nächste Woche dürfen wir unse Künste 2 Yards ausüben. Immerhin genug Stoff für ein Kleid! :)
Es ist voll spannend, den Batikmeistern zuzuschauen, wenn sie mal arbeiten. Meistens arbeiten zwei oder maximal drei, und die anderen, wieviele auch immer es sind (es kommen jeden Tag andere, insgesamt sinds 8-14 ), sitzen rum, spielen Karten, hören Musik oder sind einfach nicht da. Mich interessiert, wie die das mit der Lohnabrechnung machen. :)
Tjanti, Besen, Binsel und Stempel mit Adinkra-Symbolen

So ein Hemd aus einem Selbst gebatikten Stoff hat schon was.

Mit dem Tjanti werden nach dem ersten Färbdurchgang die Flächen ausgefüllt, die rot bleiben sollen

Der Stoff ist noch nicht ganz fertig, aber trotzdem wunderschön

Unsere ersten Versuche. Das vordere ist von Simone, das hintere ist meins. Es hätte hellblau und braun werden sollen :)
 Halloween kam ein paar tage verspätet. Am Abend entdeckte ich etwas undefnierbares, dunkles in der Ecke an meiner Zimmerdecke, das in der Früh noch nicht da gewesen ist, und nicht ausgeschaut hat, als würde es mir gefallen. Nachdem ich alle Gegenstände im Umkreis von zwei Metern entfernt hatte, bewaffnete ich mich mit Flipflop und einem Stock, den wir den Lehrern in der Schule weggenommen haben, und stieg auf einen Stuhl um dem Objekt etwas näher zu kommen. Langsam bewegte ich die Hand mit dem Stock in Richtung Zimmerdecke, auf das Ding zu. Immer weiter, und weiter. Ich hielt den Atem an...nur noch wenige Millimeter... Dann ging es plötzlich ganz schnell. Es bewegt sich! Es hat eins, zwei, drei, vier... mehr als sechs, acht Beine! Und es fällt von der Decke! Flucht! Kreischend sprang ich aus dem Zimmer und hüpfte draußen am Flur herum. Spinne! Spinne! Spinne im Zimmer! Simone kam auch schon angerannt: "Wo ist sie?" - "Ich weiß es nicht". Ich hätte besser nicht fluchtartig den Raum verlassen sollen. Inzwischen hatte die Spinne nämlich Zeit, sich ein neues Versteck zu suchen. Mein Zimmer wurde zum Minenfeld. Jeder Schritt musste genau geplant und vorsichtig gesetzt werden. In Zeitlupe begaben wir uns auf die Suche nach ihr. Irgendwo ist sie. Jeden Augenblick könnte sie überall auftauchen. Wir brauchten neue Ausrüstung. Insektenspray und eine Taschenlampe. In der Hoffnung sie zu finden, leuchteten und sprühten wir in alle Ecken und Winkel. Noch schlimmer als eine Riesenspinne an der Decke, ist eine Riesenspinne, die man nicht sieht, die aber da ist! Nie wieder könnte ich in diesem Zimmer schlafen! Zeig dich, Mistvieh!
Der Insektenspray war leer, und auch wenn sie in irgendeiner Ecke verreckt, ich würds nicht wissen, und das beunruhigte mich. Doch da tauchte sie plötzlich hinterm Vorhang auf, drehte benebelt und begleitet von einem Kreischkonzert ein paar Runden an der Wand und startete in Richtung Bett. Nein! Nein! Bitte nicht! Falsche Richtung! Nein! Wir brauchen neue Waffen! Den Fufustößel! Mit dem Zermalmen wir sie! Schnell! Aber die Spinne war schneller und verkroch sich in einer Leiste vom Fenster am Kopfende von meinem Bett. Horror. Schon wieder war sie weg. Vielleicht sieht man sie vom Wohnzimmer aus. Nichts. Ich drosch mit dem Stock gegen das Fliegengitter auf der Wohnzimmerseite. Plötzlich war sie dann da. Ein Schatten. So richtig gruselig. Ein schwarzes, haariges Monster. Okay was jetzt? Der Insektenspray ist leer und hinter dem Gitter können wir sie nicht erschlagen. Hast du ein Deo? Jedes Mal wenn wir sprühten, fetzte es die Spinne zwischen Fenster und Gelsengitter hin und her. Wir traktierten sie so lange, bis sie sich nicht mehr bewegte, und wir ihr den Deo von 5cm Entfernung drauffeuerten, bis sie ganz weiß war. Sie bewegt sich nicht mehr. Ich glaube, sie ist tot. Wir warteten kurz. Der Gedanke, die Spinne einfach dort ober meinem Bett liegen zu lassen, ob tot oder lebendig, gefiel mir nicht. Außerdem wollte ich sie mir genauer anschauen. Wir brauchen Alkohol. Mein Plan war es, sie in einen Becker mit Schnaps zu schubsen, damit sie wirklich ganz sicher tot ist und nicht mehr entwischen kann. Doch wie soll es ander sein, die Spinne rennt, die Hanna schreit und verschüttet den Schnaps übers Bett und auf den Boden. Mist! Mist! Mist! Wo ist sie?
Da war sie, unterm Bett. Wir brauchen was schweres, das wir auf sie draufstellen können. Einen Topfdeckel. Schlussendlich musste dann doch der Fufustößel herhalten, mit dem Topfdeckel müssten wir ihr zu nahe kommen. Simone, auf drei! Du schubst sie unterm Bett raus, mit dem Stock, und dann zerquetsch ich sie. Aber langsam! - Haha. Stille. Konzentration. Eins - zwei - drei! Dann gings wieder schnell und hektisch zu. Die Spinne flog unterm Bett hervor, in eine Ecke. Schnell drübergefahren mit dem Fufustößel, zackzack, da bewegt sich noch was, quetschquetsch, und weg war die Spinne. Wieder einmal. Wir trauten uns noch nicht, aufzuatmen. Wo ist sie? Ist sie das auf dem Holz? Schaut eher aus wie Dreck!
Erst als wir den Dreck von Stecken gekratzt hatten, konnten wir sie eindeutig identifizieren. Als tote Spinne!
 Ihren Abgeng machte sie dann, zur Sicherheit, über die Klospülung. Wir befürchteten, aus dem Mülleimer könnte sie wiederauferstehen. Einschlafen konne ich dann beruhigt, und benebelt! :)