Dienstag, 1. Oktober 2013

Schule in Adumasa - Die ersten Eindrücke

Am Freitag besuchte ich das erste mal den Kindergarten. Der Kindergarten ist anders als ein Kindergarten bei uns. Die Kinder sind ein bisschen älter, wie alt, wissen sie selbst nicht. Ich bin mir nicht sicher, ob die Kinder hier spielen, oder wie in der Schule lernen sollten. Ich glaube, es ist so ein Mittelding. Aber statt spielerisch lernen wird hier entweder nichts gemacht oder von beidem zu wenig und nicht in der richtigen Reihenfolge. Freitag ist aber anscheinend Feiertag, das heißt, es werden ein paar Lieder gesungen und dann ist "Time to play". Aber das heißt nicht, dass die Lehrerinnen irgendetwas zum spielen vorbereitet hätten. Die Kinder gehn einfach raus. Und weil ihnen fad ist, fangen sie an zu raufen. Die Lehrerinnen tun nichts. Sie machen sich gegenseitig die Haare.
Gestern verbrachte ich den Vormittag in der ersten Primary-Klasse. Hier ging etwas weiter. Die Lehrerin in der P1 Klasse ist sehr geduldig und was noch viel wichtiger ist, sie verwedet den Stock nicht (zumindest wenn ich da bin), und die Kinder benehmen sich trotzdem. Morgen darf ich die Science-lesson leiten. Das Thema: "Characteristics of plants".
Das mit dem schlagen der Kinder ist ein schwieriges Thema. Simone, Sam, Seth und ich reden oft darüber. Heute war ich in einer Klasse, wo die Schüler oft geschlagen werden. Die Lehrerin wollte, dass ich auf ihre 40 Kinder aufpasse während sie weg ist. Sie hat mir nicht gesagt, wohin sie geht, nur, dass sie "bald" kommen wüde.
Das winzige Klassenzimmer war von vorne bis hinter vollgestellt mit Stühlen und Bänken und voller schreiender Kinder. Sie haben mich nicht verstanden, weils so laut war, und ich hab sie nicht verstanden, weil sie mit mir auf Twi reden wollten. Ich hab versucht ihnen zu erklären wer ich bin, woher ich komme, und wie ich hier her gekommen bin. Ich hab ein bisschen was auf die Tafel gekritzelt. Meinen Namen, die Erde, Österreich, ein Flugzeug. Alle haben durcheinander geschrien. Sie sollen aufzeigen, wenn sie was fragen wollen.. Dann hab ich die drangenommen, die aufgezeigt haben. Sie haben dann solche Sachen gesagt, wie "plane","car", irgendwelche Wörter! Es war immernoch unheimlich laut.
Ich beschloss, mit ihnen "Head and shoulders, knees and toes zu singen"
 Das hab ich drei oder vier mal gemacht, als die komische Lehrerin dann immer noch nicht da war, bin ich abgefahren.
 Das Problem mit solchen Kindern ist, dass sie gewohnt sind, geschlagen zu werden. Es gibt hier nur diese eine Strafe. Es gibt kein Mitarbeitsminus, keine Verhaltensnote, keinen Schulverweis. Es gibt nur den Stock. Hat man keinen Stock in der Hand, ist man kein Lehrer und man wird ignoriert. Ich muss erst einen Weg finden, wie ich mit den Kindern umgehe. Wenn es weniger sind, komm ich gut mit ihnen zurecht. Aber das heute war echt der Horror. Daran sind die Lehrer schuld. Kinder, die nicht geschlagen werden, können sich benehmen, wenn man nicht mit der Rute dasteht.
Die Schule beginnt so zwischen 8 und halb 9.

Die Schüler müssen sich Klassenweise in Reihen aufstellen, es wird gebetet und gesungen "God bless our homeland Ghana" und dann marschieden die Klassen in ihre Räume.

Paulina

Alle werden gern fotografiert

Manchmal merken sie es nicht :)


An sich sind die Kleinen eigentlich total süß! Ich versteh nicht, wie man als Lehrer, solche Kiner überhaupt schlagen kann! Eigentlich sollten ja Lehrer Kinder mögen. Aber wenn dann im Kindergarten wieder Mal ein Kind vom Ringelspiel fällt und weint, dann ist das den "Madams" egal. Solls heulen!
Wir bekommen öfters Besuch. Bei uns wird dann gebastelt und gespielt. Wenn man sich mit den Kindern beschäftigt, lernen sie total schnell, was Manieren angeht. Bei uns im Haus wird nicht geschlagen. Wer sich nicht daran hält, muss gehen. Wenn man ein Blatt Papier haben will, fragt man höflich. Und es funktioniert! Ganz ohne Gewalt!
Die fleißigen Bastler


2 Kommentare:

  1. Danke, Hanna, für die tollen Berichte zur Schule, wobei das mit der schwarzen Pädagogik, die dort noch angewendet wird, nicht grad Ermutigend ist! Und es ist so schlimm, wenn sich die Gewalt an den Kindern dann untereinander fortsetzt, violence breads violence, so ist es einfach! Tja, wie könnte man, wie könntest du diesen Kreislauf durchbrechen, und dir zumindest im Unterricht Gehör verschaffen. Vielleicht indem du einmal etwas ganz Verrücktes tust, womit sie nicht rechnen, sozusagen eine Art paradoxe Intervention setzen, damit du die Aufmerksamkeit der Kinder bekommst und sie dir überhaupt zuhören, z.B. einen Handstand machen, oder einfach nur dasitzen und ein Heimatlied singen - oder die österr. Bundeshymne, was weiß ich!? Und irgendwie mit Belohnung arbeiten, Plus Punkte und Smileys verteilen, wenn sie sich an deine Regeln halten, oder eine Kleinigkeit zum Knabbern austeilen, wenn Sie sich benehmen. Auf jeden Fall braucht das seine Zeit, bis eingeschliffene Muster durchbrochen werden. Aber ich finde es toll, dass ihr euch drüber Gedanken macht und dass ihr nachmittags bei euch eure Regeln und Abmachungen umsetzt - das ist immerhin schon ein Anfang!
    Die Lehrerinnen müssen - wie du schilderst - außerdem immer gut frisiert sein, oder?!
    ...but now for something completely different: Den Wahnsinn beim Einkaufen kennen wir schon ein bisschen aus Südafrika und das mit dem ganzen Plastik und der Sorglosigkeit der Umwelt gegenüber ist echt deprimierend. Aber schließlich laden die europäischen Industriestaaten ja auch ihren Müll in Ghana ab - da gibt es eben (noch) kein Bewusstsein dafür, die Leute haben andere Probleme.
    Wir wohnen seit gestern im offenen Haus, die großen Glasscheiben sind alle draußen, eine ging sogar kaputt - wie gut, dass es bei uns keine wilden Tiere gibt, die nachts ins Haus eindringen könnten - ich muss immer an dich denken, was wohl alles so bei euch herum kreucht und fleucht!?
    Hoffentlich hast du halbwegs Ruhe vor den Mosquitos?
    Bin gespannt auf weitere Eindrücke von dir - hab dich lieb! Bussi, Mama

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  2. Mami :)
    Die erste Unterrichtsstunde, die ich gehalten hab war super! Es hat den Kids voll getaugt, dass sie rausgehn durften, Blätter sammeln, sie dann nach größe zu sortieren, zu riechen usw. Ich habe mit ihnen Englisch geredet und Seth, unser Koch, hat übersetzt, wenn sie etwas nicht verstanden haben. Sie hatten eine riesen Gaude, haben aber brav zugehört. Gestern hatte ich die Englisch-Stunde, Thema: Mosquitos. Womit wir beim nächsen wären. Ich hab schon einige Stiche abbekommen, vor allem am Mittwoch, als wir im Zoo waren. Oder wars Diestag? ich weiß es nicht mehr. Aber in meinem Zimmer hab ich noch keine gesehen. Kreuchendes und fleuchendes gibt es vieles, aber nichts gefährliches. Überall gibt es bunte Geckos und Webervögel, auf der Straße sieht man Hunde, Ziegen, Schafe und Katzen, Schaaren von taubengroßen Fledermäusen verlassen am Abend ihre Schlafplätze in den Bäumen von Kumasi und heute hatten wir Hühner im Garten.
    Das Einkaufen hier ist gaaaaanz anders als in Südafrika. In Südafrika ist es eher so wie in Europa. Am Markt zu fotografieren ist allerdings schwierig. Die Leute mögen das nicht so gern und es ist schwer, unbemerkt Fotos zu machen, weil man ohnehin schon s viel Aufmerksamkeit bekommt. Aber ich werde einen Weg finden.
    Ich hab jetzt eine neue SIM-Karte gekauft und ruf euch morgen mal an!
    Bussi

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