Samstag, 26. Oktober 2013

Ein Monat in Ghana



Es funktioniert grade wieder mal nichts. Wir haben seit Stunden keinen Strom und das Internet geht auch nicht. Übrigens: Die vielen Fehlerlein, die sich bei mir so einschleichen, sind teilweise auch vom Stromausfall verschuldet. Ich seh die Tastatur dann nicht und schreib, und schreib, und schreib einfach vor mich hin. Korrekturlesen würde sicher helfen. Vielleicht sollt ich das mal machen. Ich entschuldige mich jedenfalls. Falls irgendwas ganz unklar ist, könnt ihr jederzeit nachfragen!
Ich hoff, mein Laptob hälts noch ein bisserl aus. Wenn der keinen Saft mehr hat, bleibt mir nichts anderes übrig als schlafen zu gehen. Es wird immer schon so um halb 6 dunkel und man kann nichts mehr machen, wenn der Strom am Abend weg ist. Kerzen haben wir auch keine.
Nur um es festzuhalten, es ist jetzt 18:33, am 25.10.2013. Wer weiß, wann ich diesen Eintrag veröffentlichen kann.
Vor genau einem Monat kam ich aufgeregt und gespannt in Accra an. Jetzt hab ich mich schon richtig eingelebt, hier in Ghana. Mir ist eingefallen, ihr wisst ja noch gar nicht, wie es da so ausschaut, wo wir wohnen. Deshalb möchte ich die Gelegenheit nutzen und euch das „Curtis Guesthouse“ in Adumasa mal vorstellen!
Neiiiiiiiiiiiiin „Niedriger Batteriestatus“. Bitte verlass mich nicht…

So. Ein Foto ist zumindest mal da.
Darf ich vorstellen, mein derzeitiges Heim.Ziemlich luxuriös und riesig, im Vergleich zu den andern Häuschen in der Umgebung. Die Einfahrt ist gesäumt von wunderschönen, blau blühenden „Flower trees“ – die Büsche mit den hell- und dunkelgrünen Blättern. Hier tummeln sich oft viele bunte Schmetterlinge.
So einen schönen Garten hat auch nicht jeder!




Juhuuuuuuuuuuu der Strom ist wieder da! Ich seh wieder was! Draußen hupen die Autofahrer, vor Freude! Also – schnell Wasser kochen!
Wahnsinn! Sogar das Licht in meinem Zimmer geht! Ich bin schwer begeistert! Normal spinnt das am Abend immer und blitzt bestenfalls nur. Oft geht’s gar nicht und fängt dann mitten in der Nacht an zu blitzen. Das mich das anzipft, versteht sich von selbst. Dann muss ich nämlich wieder aufstehn und unterm Mosquitonetz herauskriechen, die Taschenlampe am Nachtkästchen suchen und einschalten, damit ich im Finstern nicht auf eine Schlange steig (wer weiß), zum Lichtschalter tapsen, ausschalten, mich halb unters Mosquitonetz aufs Bett setzten und die Füße abputzen bevor ich ins Bett steig - der rote Staub ist überall - das Mosquitonetz wieder unter die Matratze stecken, aber nicht ganz, damit ich die Taschenlampe noch aufs Nachtkästchen stellen kann. Hier ein paar Bilder aus meinem Zimmer. So wie´s halt ist. Unverfälscht und unaufgeräumt! 
Dirndl und Lebkuchenherz :)






Der Esstisch. Bedeckt mit einem hässlichen Plastiktischtuch. Das gehört meiner meinung nach runter. Aber es ist andererseits auch sehr praktisch, wenn man so isst, wie die Schweinderln.
Und der kriminelle Toaster, bei dem man nie weiß, ob er ein oder aus ist, und der das Brot auf der einen Seite nicht, auf der anderen Seite schwarz toastet.

Was am Frühstückstisch nicht fehlen darf. Wir essen nicht oft Cornflakes, weil wir mit der Milch sparen. Die hält zwar ein Jahr, ist aber recht teuer und kommt aus Europa. Wir trinken hauptsächlich Tee. Teebeutel werden mindestens zwie mal verwendet! Versteckt aber wichtig: Bananen. Bei der Obstverkäuferin nebenan sind wir schon Stammkundinnen, weil wir fast jeden Tag Bananen kaufen. Für 2 Cedis bekamen wir heute mehr, als woanders um 5 Cedis! Und natürlich Kakao! Jedes mal fragt uns Fei, ob wir wohl noch Kakao haben. Das liegt ihm sehr am Herzen. Der Kakao ist ungesüßt und angeblich „good for the heart and for the blood vessels“.



Unser Wohnzimmer. Natürlich hab ich nicht aufgeräumt, ihr sollt ja wissen, wie es wirklich ausschaut. Der Fernseher geht. Man kann sich aber nur wenig anschauen. Wir haben nicht viele Sender, bei denen es ein erkennbares Bild gibt und die Filme und Serien dort sind grottenschlecht. Wir schauen meistens, wenn wir Zeit und Strom haben, Nachrichten oder Fußball.
 
So schauts aus, wenn wir wenig Obst haben. Wir warten schon seit Tagen, dass die Papaya endlich reif wird. Das rund grüne in der Schüssel sind Orangen. Die sind bereits reif. Das Zuckerrohr ist sicher schon vertrocknet. Das haben wir schon seit drei Wochen, aber wir haben irgendwie drauf vergessen. Auch Äpfel haben wir. Simone mag die. Ich brauch sie nicht unbedingt. Es gibt so viele heimische Köstlichkeiten. Im Plastiksackerl sind Plastiksackerln mit Wasser.

Unsere Küche. Zur Zeit befindet sich dort unser Spezialgast, für den ich mir den ganzen morgigen Tag freigehalten hab. Ich verrat mal noch nichts. Es ist nicht unser Koch…
Wir haben Zwei Mülleimer. Einen für Biomüll und einen für Restmüll. Komisch ist, dass auch der Biomüllbeutel aus Plastik ist. Ich weiß nicht genau, wo der Müll am Ende landet. Er leert sich irgendwie immer von selbst aus.Daneben unser Gasherd. Da gibt’s nicht viel zu sagen, außer dass mir das Backrohr suspekt ist. Aber wir wollen zu Weihnachten Kekse, und morgen Bananenkuchen backen. Mit den Stämmen rechts im Bild wird Fufu gestampft, das Nationalgericht. Ich hab noch nicht die Gelegenheit gehabt, es zu probieren.

Der Kühlschrank. Bei längerem Stromausfall taut das Gefrierfach und überflutet alles. In der Tür steht unsere selbst gemachte Papayamarmelade, die ziemlich süß geworden ist.
Nur der Vollständigkeit halber: Das Klo. Vom Bad hab ich vergessen ein Foto zu machen.


Wieder draußen.Diesmal hinterm Haus. Ganz links: Papayabäume. Die müssen allerdings noch ein bisschen wachsen. In der Mitte; Ein Orangenbaum. rechts dahinter: Die Wassertonne.
 
Was in unserem Garten alles so wächst: Mais und Contombre.
Kreuchendes und fleuchendes, ums und im Haus: Geckos, Schnecken, Webervögel, Hunde, Katzen und Hühner.

Ich hoffe, ich konnte euch ein paar interessante Einblicke in unser Leben im Guesthouse verschaffen. Das Internet funktioniert leider immer noch nicht. Vielleicht klappts ja morgen.

Mittwoch, 23. Oktober 2013

Maakye!

Guten Morgen! Es ist 5:45 in Ghana und ich bin schon fast eine Dreiviertelstunde wach. Simone springt Springschnur in ihrem Zimmer. Normalerweise wäre heute wieder Laufen am Morgenprogramm, doch das wird durch Blogschreiben ersetzt. Ich pendle seit Samstag nämlich irgendwo zwischen "nicht ganz gesund" und "nicht ganz krank" herum. Aber es wird schon besser. Heut geh ich wieder in die Schule :)
 In den letzten Tagen wurde viel gespielt und gebastelt und wenig unterrichtet. Am Montag hatten Simone und ich eine Natural-Science Stunde in der P3 Klasse, mit 74 Kindern. Es ist echt schwer, den Unterricht möglichst kreativ zu gestalten, bei solchen Klassengrößen. Mann kann da nicht viel anders machen, als die Lehrer es tun. Und um den Lehrern die Arbeit zu nehmen sind wir ja auch nicht hergekommen. Deshalb besuchten wir am Dienstag nochmal die Junior High School, einfach um im Unterricht zu sitzen und zu schauen, was man da so lernt in Ghana. Hat man ja alles schon mal irgendwo gehört. Aber wie heißt das nochmal auf Deutsch? In den höheren Klassen zu sitzen und zuzuhören ist recht interessant. Die Lehrer dort sind eigentlich auch kompetent. Aber ob ich dort unterrichten kann, bezweifle ich. Ich glaub dafür reicht mein Englisch nicht aus. Auch wenn die Themen auf deutsch vielleicht leicht zu erklären sind, fehlt mir auf Englisch einfach das Grundvokabular für Mathe, Geographie, Physik usw. Aber vielleicht wird das besser, wenn am 9. November die mysteriöse "Joanna" aus UK kommt, von der man sonst nichts weiß. Durch die Klassen hat der Wind am Dienstag so durchgepfiffen, dass meine Ohren danach komplett verschlagen waren. Es ist sowieso schwer, Ventilatoren, Klimaanlagen und Zugluft aus dem Weg zu gehen, weil die Ghanaer einfach drauf stehn, von der  draußen brütenden tropischen Hitze in einen auf 17°C heruntergekühlten Raum zu kommen. Damits sie dann nicht frieren haben sie meistens lagärmelige Hemden und Anzüge an. In  der Kirche zum Beispiel. Da mascheln sie sich alle unheimlich auf. Und ich sitz dann da in meinem kurzen, leicht und luftigen Trägertop und Gänsehaut. Verrückt.
Unser Rasen und meine Haare werden in letzter seit sehr in Mitleidenschaft gezogen. Kaum ist ein Fußball da, sind auch dutzende Kids sofort zur Stelle. Aber die scheniern sich nix. Da wird auch einfach mitten in den Garten gepinkelt. Ich hab geglaubt ich spinn. Aber der Lausbub hat sich dann so gut unter die anderen Kinder gemischt, dass ich ihn nicht mehr gefunden hab.
Mein Kopf ist voller kleiner Zöpfchen. Nur am Hinterkopf sind noch ein paar Haare nicht geflochten. Ich will gar nicht wissen, wie viele Haare sie mir ausgerissen haben und wie meine Frisur aussieht, wenn ich die Zöpfe wieder aufmache. Falls die überhaupt wieder aufgehen. Das Haarewaschen haben sie zumindest überlebt. Vielleicht brauch ich dann eine Prerücke, wenn ich wieder daheim bin!
Jetzt bekomm ich langsam Hunger. Wir ernähren uns übrigens sehr gesund, mit viel Gemüse und Obst. Gestern haben wir Papayamarmelade gemacht, die wir heute probieren werden. Ich bin schon gespannt. Wenn sie gut ist, wird in Zukunft wohl öfter Marmelade gekocht werden und vielleicht findet auch mal eine ihren Weg nach Österreich! :)

Sonntag, 20. Oktober 2013

Ausflug ins Bomfobiri-Waldreservat

Das Leben in Adumasa wird langsam zum Alltag. Besonders gegen Ende der letzten Woche hin, ist uns das aufgefallen. Wir müssen etwas unternehmen! Es wurde nicht lange geplant und herumgeredet. Ich hab im Reiseführer von dem Ort Kumawu gelesen, ca. 50-60km nördöstlich von Kumasi, von wo aus man das wenig bekannte Bomfobiri Waldreservat besichtigen kann. Ja gut, passt, morgen kanns los gehn!
Also packten wir am Freitag nach unserer morgendlichen Laufrunde, bei der wir einen riesigen Skorpion gesehen haben (leider tot), unsere Rucksäcke für ein oder zwei Tage "Wildnis": Mosquitonetze, Schlafsack, Müsliriegel, Wasseraufbereitungstabletten, Medikamente, Fernglas, Kamera, Regenjacke...
Wir wussten nicht, ob das im Reiseführer beschriebene Hotel tatsächlich existiert, weil im Internet nichts herauszufinden war und auch die angegebene Telefonnummer nicht stimmte.
Wir setzten uns zur Haltestelle vor der Schule und warteten auf ein Tro-Tro. Und es kam keines. Nur ein mit einem Auto, das ausgesehen hat wie ein Tro-Tro. Mit dem sind wir dann mitgefahren bis zur Ortschaft an der Hauptstraße nach Kumasi. Dort warteten wir wieder auf ein Tro-Tro. Und wieder kam keines, das Platz hatte, für uns zwei. Aber diesmal kam ein junger Russe, mit seinem fetten Auto, der uns mitnahm. Die Verständigung mit ihm war ein bisschen schwierig, weil er nur "small, small English" gesprochen hat. Wir wollen ins Zentrum, er fährt ins Zentrum, "No problem, no problem. Just tell me stop". Stolz hat er uns dann seinen Führerschein präsentiert, den er hier in Ghana gemacht hat. Ich bin mir nicht sicher ob "gemacht" in dem Fall vielleicht "gekauft" heißt, so irre wie der gefahren ist. Die Autofahrt hat ewig gedauert, aber am Ende sind wir dort angekommen, wo wir hin wollten, und wurden außerdem noch mit Kakao und Sprite ausgestattet. Wir kämpften uns durch die Menschenmassen rund um den Markt und fanden schließlich ein Tro-Tro nach Ejisu. Dort trafen wir Fei, der ein Meeting mit irgendwelchen Presbyterianern hatte. Wir betraten deren Quartier, und plötzlich war es kalt, dunkel, ruhig und sauber. Das komplette Kontrastprogramm zu dem, was draußen auf der Straße passiert. Autos, Abgase, Hitze, schreiende Menschen, Gedränge, Staub. Das war echt europäisch, da drinn. Nach eider kurzen Pause ging es dann aber wieder raus durch die Tür und zurück nach Ghana. Fei brachte uns nach Kumawu. Die Autofahrt dort hin war echt spannend. Je weiter wir uns von Kumasi entfernten, desto grüner wurde es um uns herum. Wunderschön!

Ein paar Schnappschüsse aus dem Auto:

Vielleicht find ich da mal eine hübsche Tasche für meine Tante!





Die Hühner laufen immer frei herum. Um die seinen von denen des Nachbarn zu unterscheiden, werden ihnen entweder die Zehen abgeschnitten, oder sie werden eingefärbt.

Das Manhattan Hotel in Kumawu

Geckos sind überall unterwegs, auch bei uns im Guesthouse.

Wir mussten uns beim Department of Wildlife in Kumawu für unseren Besuch im Reservat anmelden, Guide und Taxifahrer organisieren und alle Formalitäten dort abklären. Das "Manhattan Hotel" haben wir dann schließlich auch gefunden. Wasser fürs Bad gabs da zwar nur in Eimern und die Mosquitonetze haben wir auch gebraucht, dafür zahlten wir fürs Doppelzimmer nur ca. 18 Euro.
Am nächsten Tag wurden wir von Guide und Taxi um halb 7 abgeholt und zum ersten Ausgangspunkt gebracht. Das betreten des Reservats ist nur mit Führer erlaubt und kostet pro Ausländer ca. 1,50 Euro, der Führer kostet pro Person und pro Stunde 1, 85 Euro. Wir spazierten 1,5km durch eine wunderschön grüne, hügelige Grassavanne zu einem Wasserfall. Sandstein, blaue und gelbe Blumen, meterhohes Gras, verschiedenste Büsche und zwischendurch ragten gigantische Baumriesen in die Höhe. Wir hatten einen tollen Ausblick! Alles, so weit das auge reicht, war grün! Am Horizont konnte man noch die Palmen erkennen, die sich ihren Weg aus dem üppigen Gedachs heraus erkämpft hatten. Beim Wasserfall konnten wir den Fluss nicht überqueren, weil er zur Zeit viel Wasser führt.

Mahagoni-Baum



unser Guide

Grassavanne



Alles grün!



Der erste Wasserfall
Wasserfall von oben.  In den Höhlen unten verstecken sich die Krokodile.

Der Fluss teilt das Reservat in zwei Teile. In den anderen Teil gelangten wir dann per Taxi. Die zweite Tour führte uns dann in den Regenwald. Wir schlichen durchs Dickicht, ganz langsam und leise, damit uns die Affen nicht bemerken. Die sind dort sehr scheu, und verstecken sich muksmäuschenstill, wenn sie Menschen erspähen. Sie verstecken sich so gut, dass wir sie nicht gesehen haben. Dafür haben sie uns gesehen und sind geflüchtet. Das haben wir zumindest gehört. Es ist schwer, im Regenwald Fotos zu machen, weil es so dunkelm ist. Man sieht auch den Himmel nicht. Nur Pflanzen, Pflanzen, Pflanzen, wo man auch hinschaut. Man kann fast nicht sagen, wo die eine Pflanze aufhört und wo die andre anfängt, weil alles in sich verwachsen und von Lianen umhüllt ist




Ameisenbau an einem Baum
Riesiger, uralter Baum mit Brettwurzeln.

 Obwohl wir so langsam geschlichen sind, (einmal waren es 45min für einen Kilometer!), waren wir ziemlich fertig, als wir aus dem Regenwald raus kamen. Es war einfach so heiß, und wir haten langärmelige Sachen an, wegen den Mücken. Wir sind dann aber noch zu einem anderen Wasserfall gehatscht. Wieder - wunderschöne Landschaft. Es war echt anstrengend, und das hauptsächlich wegen der Hitze, aber es war ein unbeschreiblich schönes Erlebnis und ich kann einen Besuch im Bomfobiri Waldreservat nur weiterempfehlen! Für die nächsten Volunteers in Adumasa! :)
Zweiter Wasserfall

Gewehr vom Guide






Zurück sind wir dann per Tro-Tro und waren, obwohl wir den ganzen Tag nicht viel gegessen hatten, zu müde, um hungrig zu sein. Um 8 war ich im Bett. Dafür waren wir heut wieder um halb 6 laufen! :)
Ich hätte nie gedacht, dass in Ghana mal mein Schal, den ich bei der Abreise um hatte, zum Einsatz kommen wird, aber jetzt sitz ich da mit Halsweh. Das ist halt meine Schwachstelle. Dafür können mir die Magen-Darm Viren nichts anhaben. Da hab ich eh lieber jeden Tag Halsweh :)

Montag, 14. Oktober 2013

Ich lebe noch! :)



Ich bin nur mit dem Internet auf Kriegsfuß. Das macht mich manchmal echt narrisch. Aber jetzt gehts grad, das muss ich ausützen. Ihr habt ja lange nichts gehört von mir, schon seit über einer Woche!

Deshalb versuch ich die vergangene Woche mal von Montag bis heute zusammenzufassen.

Letzten Montag war ich wieder in der Horrorklasse. Ich hab mich arg verschätzt, was die Anzahl der Kinder angeht. Es sind doch nicht 45, sondern 60. Zwei Lehrerinnen waren da. Die Junge hat unterrichtet, die Alte ist nur zum schimpfen reingekommen. Sie hat aber immer nur auf Twi geschimpft, ich hab nicht verstanden warum. Die Kids waren eigentlich eh sehr brav. Vielleicht aber nur, weil die junge Lehrerin ihnen ab und zu eine verpasste und die Alte generell furchtbar unheimlich ist. Ich war mir nicht sicher, ob sie mich eher an einen Affen oder an eine Hexe erinnert. Aber mittlerweile hat die Affenhexe eine neue Frisur und nennt mich nicht mehr "Obroni". Somit ist sie mir schon viel sympathischer, nur das Kinderschlagen muss ich ihr noch abgewöhnen.

In meinem Zimmer hab ich Fotos von euch aufgehengt, meine Lieben! Damit ich immer was zum lachen hab! :P


Wenn es hier ordentlich gewittert, wie in der Nacht von Sonntag auf Montag,  ist das echt irre. Man hört den Donner nicht, weil der Regen so laut ist. Da war ich wieder froh, dass ich die Ohropax aus dem Flugzeug noch hab :)

Am Dienstag in der Früh standen zwei Kinder vor meinem Fenster. Das Problem war, ich wollte schlafen und sie wollten mich nicht verstehen.

"Good morning! How are you?"
-"Yes"
"What are you doing here?"
-"Yes"
"No. Why are you not at school?"
-"Yes"
"Go to school. I am sleeping. I will come to school later."
-"Yes" ... sie bewegten sich aber kein Stück...
..."Now go to school!"
-"Yes"...



Simone und ich auf den Kindergarten zugingen, kamen zwei Buben auf mich zugerannt und umarmten mich. So süß! Alle Kinder lieben meine Armbänder mit den Glöckchen. Von den Burschen aus den Primary Klassen 1 und 2 bekomm ich jetzt immer Gummiringerln geschenkt, die ich mir aufs Handgenk binden soll. Da hab ich schon eine ganze Sammlung. Rot-Gelb-Grün :)

Am Dienstag hatte ich meine erste Englisch-Stunde in der P2 Klasse. Der kleine Raum war voller Kinder. 60! Daraus könnte man 3 Klassen machen! Und nur jedes dritte Kind hatte ein Buch. Laut Buch sollte ich eine Talking-exercise mit ihnen machen. Ein Dialog. Mit 60 Kindern. Sehr witzig, hab ich mir bei der Vorbereitung gedacht. Es hat dann aber erstaunlich gut funktioniert. Der Unterricht schaut generell so aus: Die Lehrerin sagt etwas, die Schüler wiederholen es. Die Kinder sind wahre Champions, wenns ums nachplappern geht. Fragt man sie dann aber etwas, oder müssen sie etwas aufschreiben, stellt sich heraus, dass viele nichts kapiert haben. Aber wie soll man in einer Klasse mit 60 Kindern anders unterrichten, wenn es sowieso an allen Ecken und Enden fehlt? Es mangelt an Grundkenntnissen wie Lesen und Schreiben, Büchern, Heften, Schreibutensilien, Bildmaterial, Kopien, Plakaten...

Angeblich sollten die Kinder im Kindergarten Lesen und Schreiben lernen, aber das tun sie nicht, und wenn, dann komplett falsch. Ich war lange nicht mehr im KG, aber Simone hat erzählt, die Lehrerinnen dort machen an einem Tag das ganze Alphabet durch, die Kinder plappern es auswendig nach, und am nächsten Tag machen sie das Twi Alphabet. Das kann einfach nicht funktionieren. Mich wundert es bei solchen Verhältnissen echt, dass manche Kinder tatsächlich Lesen und Schreiben können.
Hefte zum korrigieren
Primary 1
Primary 2 - Die Kinder sind nicht am gleichen Stand.

Am Mittwoch hab ich mir frei genommen. Ich hatte keine Stimme mehr zum Unterrichten, hab am Diensatg zu viel geschrien :)

Am Nachmittag waren wir beim Rotary-Club-Meeting, Mr. Fei ist Rotarier. Alle waren sie begeistert, als ich ihnen erzählt hab, dass ich von zwei RCs unterstützt werde, und sie wollen Kontakt aufnehmen! Am Abend haben wir bei uns im Garten Paprika und Tomaten gepflanzt. Hoffentlich kann ich da noch was ernten, bevor ich wieder heim fahr!

Am Donnerstag in der Früh sind wir bei Laufen auf der Straße fast auf eine über einen Meter lange Waldkobra getreten. Aber ein Auto ist uns leider zuvorgekommen. Vielleicht waren es auch zwei oder drei Autos. Sie war schon ein bisschen flach. Aber seit dieser Begegnung renn ich nicht mehr im Dunkeln
ohne Licht herum, und schau beim gehen auf den Boden. Am Nachmittag war unser Garten voller großer, kleiner, haareflechtender, Fußball und Frisby spielender, durch die Luft springender und am Boden kullernder Kinder. Simone hat eine neue Frisur verpasst bekommen. Ich hab versucht, die Kinder beim Spielen zu fotografieren, aber das ist nicht so leicht. Sobald sie eine Kamera sehen, fangen sie an zu posen und sich in jedes Bild zu drängen. "Picture me! Picture me"


Frühstück: Ananas und Papaya










Am Freitag hab ich mich mit dem Internet herumgeärgert und bin zu sonst nichts gekommen, was mich noch mehr geärgert hat.
Education Week - die Schüler marschieren auf der Straße, kehren, tanzen und singen.

Dafür war der Samstag spannend. Simone und ich waren zu ersten Mal allein in Kumasi unterwegs. Und haben sogar das Trotro nach Adumasa gefunden. Trotrofahren ist echt cool. Voll viele Menschen in einem Minibus, der über die holprigen Straßen schaukelt. Neben und auf der Straße stehen immer wieder Verkäufer mit allen möglichen Waren: Wasser, Brot, SIM-Karten, BHs, Polster, Stoffe, Eis...bei denen man aus dem Trotro einkaufen kann, wenn man schnell ist :)

Wir sind gemeinsam mit Seth mit dem Taxi zu seiner neuen Schule gefahren, wo er am Montag anfangen wird. Er will Lehrer werden und hat glücklicher Weise Sponsoren gefunden, die ihm seine Ausbildung finanzieren. Ohne Sponsoren wäre es nicht möglich. Er wohnte bis jetzt bei seiner Cousine. Wir waren bei den Verwandten, um Seth´s Sachen zu packen. Die habens leider nicht so luxuriös, wie wir im Gästehaus. Kinder, in zerfetzten Kleidern, die mit Dosen spielen. Kein Wasser aus der Leitung, Hühner, die im Müll herumsparzieren, überall Fliegen. Aber süße Katzerln und Welpen haben sie. Und sie waren alle total aufgeregt, als wir auf einmal vor ihrer Haustür standen. Die eine Frau hat sich so gefreut, dass sie jetzt doch noch einmal im Leben die Möglichkeit hat, eine Weiße in ihrem Haus zu begrüßen. :)

Im Culture Center hab ich dannmein erstes Bier seit wochen getrunken. Herrlich. Und natürlich hab ich die Warnung im Reiseführer ignoriert. "Kein Alkohol vor Sonnenuntergang". Haha.

Mir war nach dem halben Bier schon echt schwindlig. Das is die Hitz :P

 Gestern waren wir kurz in Adumasa im Gottesdienst. Es war alles auf Twi und sehr laut. Wir haben uns gefreut, als Mr. Fei angerufen hat und gesagt hat, er holt uns ab. Wir haben nicht genau verstanden, was geplan ist. Simone Sam und ich wurden zu einer Gruppe von Kirchenmenschen gebracht, die sich ein paar Sehenswürdigkeiten in Kumasi anschauten. Zuerst rannten wir durchs Kriegsmuseum. Dann fuhren wir zum Königspalast und gaben uns dort das nächste Museum. Die Führung war auf Twi, dauerte ewig lang und ich war grantig, weil ich Hunger hatte. Den König von Ashanti haben wir auch kurz gesehen. Ich will da nochmal allein in Ruhe hin, wenn ich nicht hungrig bin, weil ich glaub, das war eigentlich interessant. :)

Dann gabs in der Presby Church für alle etwas zum Essen. Endlich! Reis mit Huhn oder Fisch. Ich wollte weder Huhn noch Fisch, weil ich mir in den Kopf gesetzt hab, das nächste Tier, das ich ess, töte ich selbst und vor dem Fisch hier ekel ich mich sowieso. Also nur Reis. Viel Essen konnte ich vom Reis nicht. Der war so extrem scharf! Wir haben uns dann am Heimweg noch gegrillte Kochbananen gekauft. Soooo gut! :) Da war ich dann wieder glücklich :) Aber müde.

Heute hatten wir eine Diskussion mit dem Direktor der Primary und der Direktorin der Junion High School, bezüglich der Bestrafung der Kinder. Da wird jetzt was gemacht. Angeblich verbietet die Regierung das Schlagen von Kindern als Strafe nicht komplett, aber es soll die letzte Konsequenz sein. Bis sich die Vorschriften der Regierung ändern, könnte es noch länger dauern. Aber jetzt gilt es erst Mal, die jetzigen Vorschriften einzuhalten. Der Stock wird hier nämlich nicht nur in besonders schweren Fällen eingesetzt. Die Kinder werden von einigen Lehrern für die kleinsten Fehler geschlagen. Oft einfach nur, wenn sie nicht aufpassen. Dem wird jetzt ein Ende gesetzt.