Samstag, 1. Februar 2014

Die letzte Woche: Fußball, Bibliothek und Afro :)

Welch furchtbares Gebrüll reißt mich am Sonntag Morgen um 5:30 aus dem Schlaf? Richtig - die Kirche. Oder besser gesagt, die Kirchen. Heute ging es anscheinend darum, wer am lautesten schreien kann. Die haben sich richtig gebattlet. Eigentlich ist es ja in Ghana so, dass jeder glauben kann, was er will und es auf Grund verschiedener Glaubenseinstellungen keine Verfolgungen oder Diskrimminierungen gibt und einer den anderen in Ruhe lässt (vielleicht gilt das auch erst nach Sonnenaufgang). Aber herumschreien tun sie trotzdem - es könnte ja jemand bekehrt werden morgens um halb 6. Tatsächlich - ich wurde daran erinnert,dass ich den Tag wieder mal mit einem Morgengebet starten könnte (Lieber Gott, bitte lass doch den Stron ausfallen, so für ein Stündchen oder zwei, wie wärs?)
Jetzt,um halb 7 ist es tatsächlich leiser. Tja. Der frühe Vogel fängt den Wurm. (Oder die spirituell verwirrte, herumirrende Seele.)
Heute sind warscheinlich alle Ghanaer schlecht drauf. Gestern war das Finale der afrikanischen Fußballmeisterschaft - Ghana vs. Libyen. Die erste Halbzeit haben wir noch daheim geschaut (obs wohl gut läuft für die Ghanaer, sonst brauchen wir gar nicht raus gehn). Nach dem 0:0 sind wir dann rüber in die überfüllte "Dorfschenke" gestartet, aber Sister Abby, die Inhaberin und die einzige, mir bekannte Ghanaerin, die auch mal ein Bier trinkt,  hat immer einen Platz für uns. Es war so spannend, Chancen für beide Seiten (zumindest wurde jede winzige Möglichkeit gleich lautstark von der Menge begleitet.) Es hingen alle so gebannt am Fernseher, dass es für Simone und mich das erste mal ruhig zuging beim Ausgehen, weil wir sonst immer von allen Anwesenden in der Bar umringt werden und jeder uns volllabert. Es hilft meistens nicht zu signalisieren, dass man kein Interesse hat - Ghanaer sind da echt taktlos - und wenn man sie dann wegschickt heißt's "But I wanna marry you! I´m serious!" - "Aye, me too!" Also - Danke Fußball, dass du die Männer ablenkst. Sie sind richtig lieb zum anschaun, wenn sie so mitleben, wie kleine Kinder. Es lief dann aufs Elferschießen hinaus - und für Ghana sah es anfangs nicht gut aus. Dann wurden aber zwei Schüsse der Libyer gehalten (glaub ich, ich konnte es nicht genau sehen) und as wurde wieder neue Hoffnung geschöpft - es saß inzwischen keiner mehr auf seinem Stuhl und ich bekam nur zeitweise einen kurzen Blick auf den Fernseher. Als Libyen aber den entscheidenden Treffer landete, waren gerade alle so mit Herumschreien bescheftigt, dass es keiner wirklich mitbekommen hat - und auf einmal - warum feiern die Libyer? Is es jetzt aus? Was ist passiert? Fassungslos standen sie da, jeder mit dem Kinder-den-Weihnachtsmann-gibt-es-nicht-wirklich- Gesichtsausdruck. Dann trotteten sie alle nach Hause, so auch wir.

Aber nun zur Vergangenen Woche, und was nach unserem Ausflug passiert ist. Wir haben gearbeitet - richtig viel gearbeitet. Für die Bibliothek gibt es jseit fast zwei Wochen eine National Service Person, und das war für uns der Startschuss. Wir wollten die Bibliothek nicht aufräumen, solange nicht geklärt war, ob sie dann wirklich auch benutzt wird. Aber die neue Bibliothekarin Linda scheint sehr zuverlässig zu sein. Gemeinsam wischten wir den Staub aus den Regalen und von den Büchern, stellten sie an die vorgesehenden Plätze, kategorisierten neue Bücher, stellten Bibliotheksregeln auf und gestalteten Plakate. Am Montag soll es dann losgehen.

Adumasa Library


Am Dienstag kam die aufgebrachte Mutter eines meiner Lieblingskinder zu mir, der Direktor habe ihren Sohn für 14 Tage von der Schule suspendiert. Ich bin natürlich sofort zum Direktor gestartet, der mir doch tatsächlich wild herumfuchtelnd erklären wollte, dass Emmanuel der allerallerschlimmste, unerzogenste Schüler auf der ganzen Schule sei, und nur bei uns so tut, als wäre er lieb und höflich. Ich glaubte ihm natürlich kein Wort, weil es meiner Meinung nach um das bravste Kind von allen ging. Ich war richtig wütend auf den Direktor.  Aber auch die Klassenlehrerin versicherte mir, dass es mit dem Jungen nur Probleme gibt. Ich wusste nicht mehr, wem ich glauben soll. Kann schon sein, dass der Junge Probleme macht, er ist clever. Ich hatte der Mutter aber versprochen zu helfen, also handelte ich mit der Lehrerin und dem Direktor eine mildere Strafe aus - er soll einen Aufsatz darüber schreiben, was er falsch gemacht hat. Ob der Fall jetzt beendet ist, weiß ich nicht - ist auch nicht so wichtig. Das tolle dran ist, und das hat bei mir auch gedauert, bis ich es realisiert hab, Emmanuel wurde nicht geschlagen! Die Lehrer überlegen sich jetzt andere Maßnahmen! Von der Schule heimschicken, Aufsätze schreiben.. Erfolg!! :)

Drei Tage lang war ichdamit beschäftigt, mich zu entrastern. Am Donnerstag bin ich in der Früh aufgewacht - die Haare müssen weg, es ist zu heiß. Es war nachts jetzt wirklich immer grausig heiß.
Gestern Abend, nach stundenlangem Entflechten, trennte ich mich von meinem letzten Zopf. Meinen Kopf schmückt jetzt ein Afro. Herrliches Gefühl - leicht, wie eine Wolke! Und der Luxus beim Schlafen! Man muss die Haare nicht mehr aufheben, wenn man sich umdrehen will! Ich genieß es grad echt,  alles ist so weich und flauschig, mein Kopf ist so leicht! Und das Volumen ist der Wahnsinn! Ich fürchte aber, nach der ersten Haarwäsche wird sich die Euphorie wieder einstellen und es kommt das böse Erwachen. Ich hab nämlich wirklich viele Haare verloren. Naja, mal sehen. Heute bleib ich noch Lion King! :)

Meine neue Mähne

Noch ein Nachtrag zur letzten Woche:

 Letzten Sonntag statteten wir dem Dörflein Brosanko, wo wir auch die Weihnachtsaktion veranstaltet hatten, einen Besuch ab. Am Vorabend schnitten wir 69 Hände aus Buntpapier aus, die die Kinder im Kindergottesdienst dann bemalen und gestalten durften. Es ging sich mit der Anzahl genau aus! Die Hände wurden dann auf zwei Plakate geklebt. Eines für die Großen und eines für die Kleinen.

Das Plakat von den Großen und alle Kinder
Am Freitag fand eine große Back-Aktion in der Junior High School in Adumasa statt - wir waren natürlich auch mit von der Partie.





 Ein Ghanaisches Kuchenrezept:





1 Kommentar:

  1. ma, ich würd so gerne ein Foto sehn von meinem süßen kleinen Löwen.....!!!??

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