Mittwoch, 19. Februar 2014

Der Eintrag von Sonntag, als mich das Internet im Stich ließ



Hat man dann mal Strom, funktioniert das Internet nicht. Dieser Eintrag wird nachgereicht, sobald alles wieder läuft, wann es so weit sein wird, steht in den Sternen. Wenigstens ledet das Gemüse im Kühlschrank heute nicht. Allerdings bin ich mir des momentanen Zustands des selbigen gar nicht bewusst, weil ich mich auch gestern nicht getraut habe, den Kühlschrank auch nur aufzumachen, um die Hitze draußen zu halten. Vielleicht sind die Tomaten eh schon hinüber.
Eine ausführlichere Beschreibung der letzten Woche ist noch ausständig. Es ist, wie schon berichtet, nicht sehr viel spannendes passiert, aber da heute Sonntag ist und ich nichts zu tun habe, wird sich auch aus den kleinen Ereignissen ein ausführlicher Bericht machen lassen! :)

Ich möchte beginnen mit Freitag dem 7. 2., dem Tag, an dem ich die Hunde fand. Die Geschichte kennt ihr ja auch noch nicht. Wie jeden morgen wachte ich zwischen 6 und halb 7 in der Früh auf und hatte keinen Plan, was ich an diesem Freitag machen sollte. Ich hatte mir vorgenommen, laufen zu gehen, war aber wenig motiviert. Irgendwie konnte ich mich dann doch überwinden, die Laufschuhe auszupacken. Wenn man dann mal läuft, ist es nicht so schlimm. Allerdings auch nicht wirklich entspannend – die vielen  Leute, die staubige Straße, die Autos. Ich freu mich schon wieder auf meinen kühlen, dunklen, einsamen Wald daheim. Im 2km entfernten Dorf Bebu sah ich dann die beiden ängstlichen Welpen im Straßengraben liegen und lief weiter – bis zum Umkehrpunkt und zurück. Die Welpen waren immer noch da. Ich blieb stehen und fragte eine Frau, ob sie eine Mutter oder einen Besitzer haben. Nein, ich solle sie mitnehmen. „Will anybody take them, if I don’t?“ – „Yes somebody will come and take them.“ – das war mir lieber. Was soll ich auch mit zwei Hunden? Beim Zurücklaufen begann aber das schlechte Gewissen an mir zu nagen. Ich kann die Hunde jetzt da liegen lassen und mein Leben im Gästehaus ruhig und einsam leben. Oder, ich nehm sie, und es kommt ein bisschen Leben in mein Leben. Nach dem Duschen machte ich mich auf den Weg zurück nach Bebu. Sie hatten jetzt genug Zeit gehabt, einen neuen Besitzer zu finden. Wenn sie weg sind, gut, wenn sie noch da sind, nehm ich sie. Schlussendlich saß ich dann mit den beiden unterm Arm im Taxi nach Adumasa. Sie waren aber von der Schaute bis zur Schwanzspitze übersät mit Flöhen und allem möglichen Ungeziefer. In den Ersten Tagen bekamen sie zwei mal Täglich ein Bad, danach desinfizierte ich die durch das ständige Kratzen infizierten Wunden und schmierte sie mit allen möglichen Cremen und Ölen ein, um den Flöhen langsam aber sicher den Garaus zu machen. Es hat funktioniert! Peace und Love stanken zwar einige Tage nach Knoblauchöl und nassem Hund, aber jetzt geht’s ihnen super. Mir kommt auch vor, dass sie schon gewachsen sind! Ich füttere sie am Abend und in der Früh, mit dem, was ich auch esse. Haferflocken, Obst, Gemüse, Nudeln, Kenkey, und für den Notfall steht eine Dose Hundefutter im Kühlschrank. Hundefutter ist echt teuer hier.

Die Hunde ließen mir aber auch Zeit zum Arbeiten. Am selben Freitag half ich noch beim Bau der Mauer ums Gästehaus mit, die langsam immer höher wird. Es wird in periodischen Abständen daran gearbeiten. Mal an einem Wochenende, dann wieder zwei Wochen nicht – typisch ghanaisch. :)

Mit einer Machete ausgestattet schlug ich am Montag in der Bibliothek den alten Verputz von den Wänden – ganz schön ansträngend! Danach füllten Samuel und ich die demolierten Stellen wieder neu mit Zement auf. Am Dienstag wäre eigentlich Ausmalen auf dem Plan gestanden und ich wartete, bis Samuel mit der Farbe antanzte, aber es stellte sich heraus, dass der Verputz noch nicht trocken war. Dieser Tag war der Tiefpunkt der Woche – ich hatte einfach nichts zu tun, und keinen Strom, sonst hätte ich den Haufen Wäsche gebügelt, der sich seit zwei Wochen am Bügelbrett türmt. Solche Tage versuche ich bestmöglich zu vermeiden – allein im Gästehaus rumgammeln ist einfach nicht das wahre, auch zwei Stunden Springschnurspringen sind weniger hilfreich für einen Stimmungswandel, aber man macht halt wenigstens „etwas Gutes“.

Am Mittwoch und am Donnerstag konnten wir dann endlich ausmalen! Juhu! Zuerst die Fensterläden mit hellgrauer Ölfarbe und dann die Wände, cremeweiß (oder cremegelb?). Die Bibliothek sieht jetzt richtig schön hell und sauber aus!

In den vielen Stunden gemeinsmer Arbeit konnte mir Samuel die „kurze Version“ seiner Lebensgeschichte erzählen. Der Bursche hat echt was durchgemacht. Unglaublich, wie man immer noch so positiv sein kann, wenn einen die Leute, selbst seine eigene Familie, wie Dreck behandelt haben. Er würde so gern studieren, hat aber das Geld dafür nicht. Ich bin am überlegen, wie ich ihm helfen kann einen Job zu finden, bei dem er nicht ausgebeutet wird und sich etwas fürs Studium ansparen kann. 

Das bringt mich zum nächten Punkt: Ich denke zur Zeit sehr viel nach, über die Zukunft des Projekts. Fei hat erzählt, dass in Zukunft immer weniger Geld aus England kommen wird und die dort für das Projekt zuständigen Personen an die Presbyterian Church in Ghana übergeben wollen. Das bedeute den Untergang fürs Projekt, sagt Fei. Sie sind auf die ständig kommenden Mittel aus England angewiesen, die durch den Verkauf von Ghanaischen Handarbeiten in England kommen. Ich habe mich erkundigt und erfahren, dass diese Handarbeiten im Kulturzentrum angekauft und dann versendet werden. Warum produziert das Projekt nicht selbst? Vielleicht startet man nicht mit aufwendigen Batikkleidern und Schnitzereien, aber kleinere Dinge wie Armbänder, Schlüsselanhänger oder Postkarten können schnell und ohne hohe Materialkosten angefertigt und nach Europa und Amerika verschickt werden. Simone und ich haben in Cape Coast Volunteers aus Burkina Faso getroffen, die dort auch eine kleine Taschenfabrik etabliert haben.
Wir wollen das jetzt auch ausprobieren. Gestern waren Fei und ich am Markt um Perlen zu kaufen. Morgen such ich mir in der Schule ein paar interessierte Mädels (und Burschen, warum nicht?) und zeig ihnen , wie man ganz einfache Armbänder selbst basteln kann. Diese hab ich vor, mit nach Österreich zu nehmen und zu verkaufen. Das Geld kommt dann dem Projekt zu Gute, und auch für die fleißigen Arbeiter wird sich etwas herausholen lassen – vielleicht zahlen wir die Schulgebüren für sie. Das steht alles noch in Frage, der Plan ist noch nicht ganz ausgearbeitet. Aber ich stell mir vor, wenn wir das ins Laufen bringen, könnte das Projekt langsam unabhängig von Spenden werden. Selbst wenn es beim Armbänderbasteln bleibt – jeder Besucher, jede Freiwillige kann ein paar Armbänder mit in die Heimat nehmen und dort verkaufen!

So, schluss ists mit der Ruhe. Ich bekam gerade Besuch von den viel Nachtwächterkindern. Wir sitzen draußen hinterm Haus, die drei großen malen, während die kleine Gloria bei mir am Schoß hockt und sabbert. :)
 
Sonntagsessen: Eto

Gloria und Angelina


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