Hat man dann mal
Strom, funktioniert das Internet nicht. Dieser Eintrag wird nachgereicht,
sobald alles wieder läuft, wann es so weit sein wird, steht in den Sternen.
Wenigstens ledet das Gemüse im Kühlschrank heute nicht. Allerdings bin ich mir
des momentanen Zustands des selbigen gar nicht bewusst, weil ich mich auch
gestern nicht getraut habe, den Kühlschrank auch nur aufzumachen, um die Hitze
draußen zu halten. Vielleicht sind die Tomaten eh schon hinüber.
Eine
ausführlichere Beschreibung der letzten Woche ist noch ausständig. Es ist, wie
schon berichtet, nicht sehr viel spannendes passiert, aber da heute Sonntag ist
und ich nichts zu tun habe, wird sich auch aus den kleinen Ereignissen ein ausführlicher
Bericht machen lassen! :)
Ich möchte
beginnen mit Freitag dem 7. 2., dem Tag, an dem ich die Hunde fand. Die
Geschichte kennt ihr ja auch noch nicht. Wie jeden morgen wachte ich zwischen 6
und halb 7 in der Früh auf und hatte keinen Plan, was ich an diesem Freitag
machen sollte. Ich hatte mir vorgenommen, laufen zu gehen, war aber wenig
motiviert. Irgendwie konnte ich mich dann doch überwinden, die Laufschuhe
auszupacken. Wenn man dann mal läuft, ist es nicht so schlimm. Allerdings auch
nicht wirklich entspannend – die vielen
Leute, die staubige Straße, die Autos. Ich freu mich schon wieder auf
meinen kühlen, dunklen, einsamen Wald daheim. Im 2km entfernten Dorf Bebu sah
ich dann die beiden ängstlichen Welpen im Straßengraben liegen und lief weiter
– bis zum Umkehrpunkt und zurück. Die Welpen waren immer noch da. Ich blieb
stehen und fragte eine Frau, ob sie eine Mutter oder einen Besitzer haben. Nein, ich solle sie mitnehmen. „Will
anybody take them, if I don’t?“ – „Yes somebody will come and take them.“ – das
war mir lieber. Was soll ich auch
mit zwei Hunden? Beim Zurücklaufen begann aber das schlechte Gewissen an
mir zu nagen. Ich kann die Hunde jetzt da
liegen lassen und mein Leben im Gästehaus ruhig und einsam leben. Oder, ich
nehm sie, und es kommt ein bisschen Leben in mein Leben. Nach dem Duschen machte
ich mich auf den Weg zurück nach Bebu. Sie
hatten jetzt genug Zeit gehabt, einen neuen Besitzer zu finden. Wenn sie weg
sind, gut, wenn sie noch da sind, nehm ich sie. Schlussendlich saß ich dann
mit den beiden unterm Arm im Taxi nach Adumasa. Sie waren aber von der Schaute
bis zur Schwanzspitze übersät mit Flöhen und allem möglichen Ungeziefer. In den
Ersten Tagen bekamen sie zwei mal Täglich ein Bad, danach desinfizierte ich die
durch das ständige Kratzen infizierten Wunden und schmierte sie mit allen
möglichen Cremen und Ölen ein, um den Flöhen langsam aber sicher den Garaus zu
machen. Es hat funktioniert! Peace und Love stanken zwar einige Tage nach
Knoblauchöl und nassem Hund, aber jetzt geht’s ihnen super. Mir kommt auch vor,
dass sie schon gewachsen sind! Ich füttere sie am Abend und in der Früh, mit
dem, was ich auch esse. Haferflocken, Obst, Gemüse, Nudeln, Kenkey, und für den
Notfall steht eine Dose Hundefutter im Kühlschrank. Hundefutter ist echt teuer
hier.
Die Hunde ließen mir aber auch Zeit zum Arbeiten. Am selben
Freitag half ich noch beim Bau der Mauer ums Gästehaus mit, die langsam immer
höher wird. Es wird in periodischen Abständen daran gearbeiten. Mal an einem
Wochenende, dann wieder zwei Wochen nicht – typisch ghanaisch. :)
Mit einer Machete ausgestattet schlug ich am Montag in der
Bibliothek den alten Verputz von den Wänden – ganz schön ansträngend! Danach
füllten Samuel und ich die demolierten Stellen wieder neu mit Zement auf. Am
Dienstag wäre eigentlich Ausmalen auf dem Plan gestanden und ich wartete, bis
Samuel mit der Farbe antanzte, aber es stellte sich heraus, dass der Verputz
noch nicht trocken war. Dieser Tag war der Tiefpunkt der Woche – ich hatte
einfach nichts zu tun, und keinen Strom, sonst hätte ich den Haufen Wäsche gebügelt,
der sich seit zwei Wochen am Bügelbrett türmt. Solche Tage versuche ich
bestmöglich zu vermeiden – allein im Gästehaus rumgammeln ist einfach nicht das
wahre, auch zwei Stunden Springschnurspringen sind weniger hilfreich für einen
Stimmungswandel, aber man macht halt wenigstens „etwas Gutes“.
Am Mittwoch und am Donnerstag konnten wir dann endlich
ausmalen! Juhu! Zuerst die Fensterläden mit hellgrauer Ölfarbe und dann die
Wände, cremeweiß (oder cremegelb?). Die Bibliothek sieht jetzt richtig schön
hell und sauber aus!
In den vielen Stunden gemeinsmer Arbeit konnte mir Samuel
die „kurze Version“ seiner Lebensgeschichte erzählen. Der Bursche hat echt was
durchgemacht. Unglaublich, wie man immer noch so positiv sein kann, wenn einen
die Leute, selbst seine eigene Familie, wie Dreck behandelt haben. Er würde so
gern studieren, hat aber das Geld dafür nicht. Ich bin am überlegen, wie ich
ihm helfen kann einen Job zu finden, bei dem er nicht ausgebeutet wird und sich
etwas fürs Studium ansparen kann.
Das bringt mich zum nächten Punkt: Ich denke zur Zeit sehr
viel nach, über die Zukunft des Projekts. Fei hat erzählt, dass in Zukunft
immer weniger Geld aus England kommen wird und die dort für das Projekt
zuständigen Personen an die Presbyterian Church in Ghana übergeben wollen. Das
bedeute den Untergang fürs Projekt, sagt Fei. Sie sind auf die ständig
kommenden Mittel aus England angewiesen, die durch den Verkauf von Ghanaischen
Handarbeiten in England kommen. Ich habe mich erkundigt und erfahren, dass
diese Handarbeiten im Kulturzentrum angekauft und dann versendet werden. Warum
produziert das Projekt nicht selbst? Vielleicht startet man nicht mit
aufwendigen Batikkleidern und Schnitzereien, aber kleinere Dinge wie Armbänder,
Schlüsselanhänger oder Postkarten können schnell und ohne hohe Materialkosten
angefertigt und nach Europa und Amerika verschickt werden. Simone und ich haben
in Cape Coast Volunteers aus Burkina Faso getroffen, die dort auch eine kleine
Taschenfabrik etabliert haben.
Wir wollen das jetzt auch ausprobieren. Gestern waren Fei
und ich am Markt um Perlen zu kaufen. Morgen such ich mir in der Schule ein
paar interessierte Mädels (und Burschen, warum nicht?) und zeig ihnen , wie man
ganz einfache Armbänder selbst basteln kann. Diese hab ich vor, mit nach
Österreich zu nehmen und zu verkaufen. Das Geld kommt dann dem Projekt zu Gute,
und auch für die fleißigen Arbeiter wird sich etwas herausholen lassen –
vielleicht zahlen wir die Schulgebüren für sie. Das steht alles noch in Frage,
der Plan ist noch nicht ganz ausgearbeitet. Aber ich stell mir vor, wenn wir
das ins Laufen bringen, könnte das Projekt langsam unabhängig von Spenden
werden. Selbst wenn es beim Armbänderbasteln bleibt – jeder Besucher, jede
Freiwillige kann ein paar Armbänder mit in die Heimat nehmen und dort
verkaufen!
So, schluss ists mit der Ruhe. Ich bekam gerade Besuch von
den viel Nachtwächterkindern. Wir sitzen draußen hinterm Haus, die drei großen malen, während die kleine Gloria
bei mir am Schoß hockt und sabbert. :)
Gloria und Angelina |
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