Mittwoch, 25. Dezember 2013

Weihnachten und Halbzeit in Ghana



Weihnachten - davor fürchtete ich mich schon seit Wochen, ja sogar bevor ich nach Ghana kam. Weihnachten ohne Familie, Weihnachten allein - nur nicht dran denken, irgendetwas wird passieren, und dann wirds gut.


Gestern konnte ich bis 6:30 ausschlafen. Dann realisierte ich plötzlich, es ist der 24. Dezember. Heute. Verdammt, das wird ein harter Tag. Das wird ein richtig harter Tag.
Das Internet lenkt mich zum glück immer ab. Ich hab dann damit begonnen, schöne Weihnachtslieder aus dem Internet abzuschreiben, damit wir selber singen können und nicht immer die schreckliche Weihnachtsmusik hören müssen. Ich bekam Anrufe von den Großeltern, von Onkel und Tante. Wenn ich ihre Stimmen höre, werd ich immer ganz sentimental und denk mir noch mehr, -Verzeihung- shit, es ist Weihnachten.
Das Adventrogramm für die Kinder wurde gestern Vormittags abgehalten. Mit zwei meiner kleinen Lieblingsmädels, die ganz stolz drauf sind, dass sie in den Ferien ihre Haare wachsen lassen dürfen, haben wir leckere Kekse gebacken. Das war echt schön - so wie bei uns früher, nur dass die beiden das erste Mal in ihrem Leben in der Weihnachtsbäckerei mithelfen durften - mit ausstechen und Teig naschen und Keksduft aus dem Backofen - eben allem, was dazugehört!

Geschenksschachterl basteln
Unser Schneemann hält sich trotz den Temperaturen ganz gut :)

In der Weihnachtsbäckerei
Georgina und Emmanuela
Nach unserem Mittagessen, Salat und Marzipanstollen von der Tante aus Österreich, den wir ausch schon in der Früh genossen haben, wurden Geschenke eingepackt. Wir sind ja heute bei Feis eingeladen. Er selbst bekommt ein Hemd aus einem selbst gebatiktem Stoff, Agnes ein Österreichisches Kochbuch, die Kinder bekommen Luftballons und wir nehmen noch Kuchen und Kekse für alle mit. Für Sam uns Seth haben wür noch ein paar Mitbringsel aus Österreich gefunden. Seth bekommt ein Uno Spiel, das braucht meiner meinung nach jeder Mensch in seiner Spielesammlung. Sam bekommt einen Kalender mit heimischen (europäischen) Wildtieren und Doppeldeutsche Schnapskarten.

Am Abend wurde noch Karottenkuchen gebacken und mit den Familien geskypet. Ich war sogar live bei der Bescherung dabei und durfte zusehen, wie meine Lieben das Paket mit den Müllsackerl aus Ghana aufmachten! Ich hatte die Weihnachtseinkäufe schon Mitte November erledigt und packte alle Geschenke in schwarze Plastiksackerln, richtih liebevoll ghanaisch eben. :) Das Packerl war dann, was mich sehr wunderte, nach nicht mal zwei Wochen in Österreich, ohne den Umweg nach AUSTRALIA zu nehmen!



Zum Abendessen gab es für Simone Kürbis mit Kartoffeln und für mich den restlichen Reis von Samstag mit Sauce von Sonntag. Schlussendlich saßen wir dann vor unserer Weihnachtspalme und sangen Alle Jahre Wieder und Stille Nacht. Wir habens uns echt schön eingerichten, mit Weihrauch und Kerzen, war richtig gemütlich. Weihnachten in Ghana - das wird schrecklich. Es war nicht schrecklich, überhaupt nicht. Ich war auch nicht traurig. Anscheinend hab ich mir davor so viele Sorgen gemacht, dass mir dann gestern Abend schon alles egal war. Das Fest der Familie, das Fest der Liebe - und wenn man nicht mit seinen Lieben feiert?

Als das Jesuskindlein geboren wurde, wars ganz bestimmt nicht winterlich romantisch. Es hat auch keiner Jinglebells gesungen oder Maronis verkauft. Es gab keine Pute, keinen Lachs, kein Festmahl. Es waren viele, viele Leute in der Stadt Bethlehem, es war laut, und alle waren gestresst und unfreundlich. Niemand hat gesagt, "Hey Maria, du bist schwanger! Komm rein, setz dich hin. Wie gehts dir? Soll ich die Rettung rufen?" Keiner hat Weihnachtskarten verschickt, Geschenke eingepackt oder mit seiner Familie Stille Nacht gesungen. Es muss ganz schön hart gewesen sein, für die drei im Stall. Kalt, dreckig, unfreundlich.
Doch begleitet von Licht kommt die Wärme, die Liebe, die Geborgenheit, die Hoffnung, das Leben auf die dunkle Welt, alles nur erdenklich Gute, kommt zu den Menschen, in der finsteren Nacht, auch zu den Menschen, die in Ghana ihre Familien vermissen.
Es ist schön, mit der Familie Weihnachtsn zu feiern, aber darum gehts nicht. Gott ist als Mensch auf die Erde gekommen und macht, dass es uns gut geht, dass es mir gut geht. Und mir gings gestern gut, ohne Familie und ohne "Weihnachtsstimmung".Ich war nicht allein.

Frohe Weihnachten!

1 Kommentar:

  1. Hallo Hanna,
    ich heiße Markus und bin Pfarrer in Mödling. Meine Familie und ich werden ab Herbst auch ein halbes Jahr in Ghana verbringen. Ich lese deinen Blog und bin sehr froh, ein paar hautnahe Lebensbereiche zu bekommen. Meine großen Mädels sind 16 und 15, ich bin gespannt, was sie später so berichten werden. Unser Sohn Theo ist 7 Jahre, auch für ihn wird es sehr spannend.
    Dein Weihnachten in Ghana Eintrag hat mich sehr berührt. Es ist schön, dass du gerade in Ghana dieses Einzigartige Wunder der Menschwerdung Gottes so intensiv erleben durftest. Ich hoffe, dass wir ähnliches erleben werden.
    ich wünsche dir noch eine gute Testzeit und freue mich auf die weiteren Einträge von dir.
    Liebe Grüße
    Markus

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