Mittwoch, 11. Dezember 2013

Obroniiiii!

5:15 ists und der Wecker läutet. Laufrunde! Im Ort wird schon laut Musik gespielt, wie gestern beim Einschlafen auch. Ich frage mich, ob die jemals eine Pause machen, außer bei Stromausfall, versteht sich. Das ist dann immer herrlich. :) Aber mittlerweile hab ich mich schon daran gewöhnt, dass es nie wirklich leise ist. Wenns nicht die Menschen sind, sind es Vögel, Grillen und Grashüpfer.
Heute Morgen gibt es keinen Stromausfall, dafür einen Laufrundenausfall. Simone schläft noch. Vielleicht hat sie gemeint, das mit dem Laufen gehen war nur ein Scherz nach unserem gestrigen Abendessen. Wir haben uns ein europäisches Packerlessen "gegönnt". Mmmmh wie daheim! Auf dem Packerl stand "für 2 Personen" aber wir sind die europäischen Portionen nicht mehr gewohnt. "In Ghana zagns da dafür den Volg!". Gut, dass Simone am Nachmittag einen Schokopudding gekocht hat.Wir haben zu zweit den ganzen Pudding, den so ein Packerl ergibt, verspeist. Soviel hab ich daheim nie gegessen. Ich hab irgendwie immer Hunger, ooder bin nie richtig satt. Wahrscheinlich, weil ich auf proteinhaltiges und sattmachendes, wie Fisch, Fleisch, Käse, Joghurt, Eier verzichte, und dafür aber viel Obst, Gemüse, Reis, Kochbananen, Haferflocken und wenn Brot, dann nur Weißbrot esse, und davon wird man nicht satt. Manchmal denk ich absichtlich an Schwarzbrot, weil ich testen will, ob ich es vermiss, wenn ich dran denk, und sekundenbruchteile darauf bereue ich, was ich getan habe, weil dann vermiss ich Schwarzbrot wirklich. So wie gerade jetzt. Das wird das erste sein, was ich nach meiner Heimkehr essen werde - Schwarzbrot, Speck und Käse! :)

Letzten Freitag war Madam Juliana, die Direktorin der Junior High School, bei uns und hat mit  uns Red Red gekocht. Das sind frittierte, reife Kochbananen mit einer Tomaten - Bohnensauce. Ziemlich deftig, aber typisch ghanaisch. Danach war ich satt. Muss wohl das viele Öl gewesen sein!

Nach dem Kochen werden die Bohnen zermalmt und zu den Zwiebeln und Tomaten in die Pfanne gegeben.

Reife Kochbananen können auch roh gegessen werden
Oder man frittiert sie, bis sie rot werden. Daher der Name - Red Red

Madame Juliana zaubert leckeres Essen




Mit Juliana sind wir dann noch auf unserer Couch gesessen und haben geplaudert. Mir ist klar geworden, dass viele Probleme und Schwierigkeiten nicht unbedingt auf meine Herkunft und Hautfarbe zurückzuführen sind, sondern dass es hier genauso Menschen gibt, die eben diese Schwierigkeiten auch meistern müssen. Auch Juliana ist die Ruhe gewöhnt, und freut sich nicht über nächtliche Gottesdienste, auch aus ihrem Garten klauen die Menschen Obst und Gemüse. Sie und Fei gehören zu den Leuten, von denen echt viel erwartet wird. Sie verkörpern das Projekt, sie haben das Geld, sie können helfen. Es entstehen Gerüchte, wie "Fei mag die Leute in den Bedaase und Chiransa lieber", "Fei verwedet das Projektgeld für sich selber". Dabei kann ich bezeugen, dass das ganz und gar nicht stimmt. Die beiden, Juliana und vor allem Fei, sind mit vollem Einsatz dabei, möglicht vielen Menschen unter die Arme zu greifen und ihnen zu helfen. Sie setzen ihre Zeit, ihre Energie und auch teilweise ihre privaten Ersparnisse dafür ein, ond ernten oft nicht mal ein "Danke". Es wird von ihnen erwartet, ja gefordert. Das Projekt hat bereits so vielen Menschen geholfen, hat ihnen Wasser beschafft und Schulen, in denen die Kinder Essen bekommen. Juliana bemüht sich auch sehr, das "Caning" aus der Schule zu verbannen, weil sie weiß, dass es dem Projekt schadet, wenn das nicht aufhört. Ich bin sehr zuversichtlich, dass es in Zukunft funktionieren wird.

Als wir da so saßen und plauderten, klopfte es an der Tür. Ich öffnete. Obroni?! Ein Weißer?! Wir haben uns angesschaut, als ob wir "so etwas exotisches" noch nie gesehen hätten. Wäre ein blauer Elefant vor der Tür gestanden, mich hätte es weniger die Sprache verschlagen. Du...bist...weiß?! Warum bist du... weiß?! Warum bist du...hier?! Damit hat niemand gerechnet, niemals. Im Cultural Center sieht man manchmal Weiße, aber nicht hier. Nicht in diesem Dorf.
Es stellte sich dann aber bald heraus, dass Dyllan aus Holland schon seit Anfang November hier in Adumasa, hinter der Schule, ca. 5min von uns wohnt und jeden Tag zur Arbeit nach Kumasi fährt. Und wir haben ihn NIE gesehen! Er wollte sich erkundigen, ob es im Guesthouse noch Platz für zwei Freundinnen gibt, die ihn fürs Wochende besuchen kommen um dann gemeinsam nach Cape Coast weiterzureisen. Klar haben wir Platz! Wir haben keinen Koch, aber Platz haben wir! Ab Morgen sind wir dann für vier Tage zu viert im Guesthouse! Ich freu mich! :D
Besucher sind bei uns immer herzlich willkommen - also falls sich jemand von meinen Bloglesern überlegt, mich im Februar oder März besuchen zu kommen, da bin ich dann allein und freu mich über Besuch! ;)

Am Samstag waren wir dann mit Dyllan und zwei ghanaischen Arbeitskollegen von ihm in Kumasi aus. Zum ersten Mal - allein wären Simone und ich wahrscheinlich nie gegangen. Man braucht einfach einheimische Freunde, die sich auskenne. Sam und Seth sind leider nicht so die Ausgeh-Typen. Zu fünft sind wir dann mit dem Taxi in dei Stadt gefahren - die beiden Kollegen haben sich den Beifahrersitz geteilt, und welch Zufall - wir wurden von der Polizei angehalten. Natülich ist dem Officer gleich aufgefallen, dass da einer zu viel ist. Er hatte schon seine Hand im Auto, da stieg der Taxifahrer aufs Gas und laut johlend fuhren wir davon. This is Ghana! :)



Was macht man sonst noch so an einem Wochenende in Adumasa, wenn man mal nicht Wäsche wäscht? Karottenkuchen backen und Wasserplastiksackerln recyceln und Handtaschen darus basteln!

Wenn man keinen Mixer hat, werden die Karotten für den Kuchen eben auch gegrinded :)
 
Mit hilfe von Aludosen - Blech und Bügeleisen werden die Sachets zusammengeschmolzen

Der Henkel fehlt noch

Und fertig ist die Handtasche!

So siehts momentan am Bau aus - nächste Woche wird gestrichen!

Bevor die Ferien anfangen werden noch schnell die Weihnachtslieder aufgefrischt!

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