Sonntag, 29. Dezember 2013

Das schönste Weihnachtsgeschenk

Die Freude vieler Menschen an Wenig
ist größer als die Freude weniger Menschen an Vielem.


Nie hätte ich gedacht, dass unsere Weihnachtsfeier in dem kleinen, armen Dorflein ohne Strom mitten im Busch so ein riesen Erfolg wird. Ich möchte meinen, es war der größte Erfolg bis jetzt! Unglaublich, mit wie Wenig man so viele Menschen glücklich machen kann!

 Es war Fei´s Idee. Wir könnten doch zu Weihnachten in ein armes Dorf fahen, er kennt da eines, mitten im Busch, fern von jeglicher Zivilisation. Eine schmale, schlecht befestigte Straße führt da hin, mitten durch Kakaoplantagen, Bambuswälder und Pflanzendickicht. Es gibt keinen Strom in diesem Dorf, und auch kein Auto. Zum nächsten Ort mit Strom müssen die Menschen 3km laufen, auch wenn jemand krank wird, muss er diese Strecke laufen, um medizinische Versorgung zu bekommen. Es ist nur ein kleines Dorf, aber es gibt dort viele Kinder. Wieviele? Vielleicht sind es 60? oder 80? Oder doch 100? Die Häuser in dem Dorf sind aus Sand gebaut. Sie haben die gleiche Farbe wie die Erde - rot. Um in ihre Häuser zu gelangen müssen die Menschen über Bretter balancieren. Der Regen hat die Straßen weggeschwämmt, und unter jeder Eingangstür befindet sich ein bis zu zwei Meter tiefer Graben. Es ist einfach aufgebaut, das Dorf. Und doch ist es schön und romantisch, mitten im Wald. Keine Lautsprecher, keine Autos, kein Lärm

Für mich war es erstaunlich. Ich war darauf eingestellt, dass es so ablaufen würde, wie mit den Schuluniformen und den Geschenken in Bedaase und Chiransa. Unsere Gaben würden entgegengenommen werden, und das wars. Vielleicht noch ein bisschen Chaos und Forderungen nach mehr, und dann würden wir wieder komplett fertig und enttäuscht im Auto nach Hause sitzen und uns darüber ärgern, dass niemand "Danke" gesagt hat. Mittlerweile hatte ich mich sogar schon daran gewöhnt. So wie man vom Neffen der Cousine dritten Grades, der einen Job bei der Bank hat, erwartet, dass er auch die eigene Familie durchfüttert und von der Ehefrau erwartet, dass sie in der Küche steht und kocht, so erwartet man von den Weißen, dass sie Geld und Geschenke bringen. Das ist hier eben so, dachte ich.
Aber ich habe mich getäuscht. Für umgerechnet 40 Euro haben wir Kekse, Lutscher und Getränke für ca. 100 Kinder gekauft, dann noch ein paar Bleistifte und Luftballons hinzugefügt und damit ein ganzes Dorf glücklich gemacht! Es wurde gelacht, getanzt und getrommelt, es war wunderbar! Die Menschen waren so glücklich, so fröhlich, so dankbar. Seit meiner Ankunft in Ghana hab ich nirgens so glückliche Menschen, und auch nicht so arme. Obwohl eigentlich kamen sie mir gar nicht "arm", also leidend vor. Sie leben in einfachsten Verhältnissen und trotzdem sprühen sie vor Leben und Liebe. Nicht alle haben etwas bekommen, nur die Kinder. Doch auch die Erwachsenen waren dankbar, alle, das ganze Dorf. Sie haben nicht gebettelt, nicht nach mehr gefragt. Wir sind dann noch gemeinsam durchs Dorf marschiert und nie hörte ich "Give me money! Give me food! Buy me something!" Sie waren so dankbar für das, was sie bekamen. Keiner nannte uns "Obroni", niemand rief oder "sssssssssssssste" uns hinterher. Ich hab mich nirgends in Ghana so willkommen gefühlt, wie in diesem Dorf im Busch.















Möglich gemacht hat diese Aktion die Pfarrgemeinde Villach Nord mit ihren fleißigen Spendern! Echt Wahnsinn, was die Leute auf die Beine stellen! Vielen herzlichen Dank im Namen des Dorfes und auch ich persönlich kann mich nicht oft genug bedanken, dafür, dass Villach Nord mir solche Erlebnisse ermöglicht! Ihr seid großartig!

Ich sitz jetzt schon seit zwei Stunden mit Naomi draußen an unserem neuen, blauen Tisch und wir hören Musik, einen südafrikanischen Kinderchor. Sie malt, schaut mei Fotoalbum durch und versucht sich im Sudokuräzeln, was aber noch nicht so ganz klappt. Hab ich ihr wohl schlecht erklärt.

Morgen heißts wieder ab in den Süden! Endlich! Dank Joanna und den Holländern hatten wir Abwechslung, jetzt wirds aber langsam schon öde in Adumasa. Wir hatten viel zu tun in letzter Zeit, wenig Schlaf und wenn der Wecker in der früh läutete fehlte es oft an Motivation. Die letzten Wochenenden haben wir gemalt oder waren in der Kirche, jetzt wirds Zeit wieder mal zu entspannen, zu feiern, am Stand zu liegen und zu lesen. Ich feu mich schon drauf, wieder Volunteers zu treffen und mit Leuten zu quatschen, braun zu werden und Motivation zu tanken.
oh ja, Silvester wird diesmal am Strand gefeiert! Ich freu mich schon so!
Auch euch wünsch ich einen Guten Rutsch und das Beste fürs neue Jahr! Ich weiß noch nicht, wann ich wieder zum schreiben komme. Wir haben vor der Küste entlang zu reisen, eine Woche, 10 Tage, unsere Pläne sind flexibel, und wenn uns das Geld ausgeht fahren wir eben heim!

Mittwoch, 25. Dezember 2013

Weihnachten und Halbzeit in Ghana



Weihnachten - davor fürchtete ich mich schon seit Wochen, ja sogar bevor ich nach Ghana kam. Weihnachten ohne Familie, Weihnachten allein - nur nicht dran denken, irgendetwas wird passieren, und dann wirds gut.


Gestern konnte ich bis 6:30 ausschlafen. Dann realisierte ich plötzlich, es ist der 24. Dezember. Heute. Verdammt, das wird ein harter Tag. Das wird ein richtig harter Tag.
Das Internet lenkt mich zum glück immer ab. Ich hab dann damit begonnen, schöne Weihnachtslieder aus dem Internet abzuschreiben, damit wir selber singen können und nicht immer die schreckliche Weihnachtsmusik hören müssen. Ich bekam Anrufe von den Großeltern, von Onkel und Tante. Wenn ich ihre Stimmen höre, werd ich immer ganz sentimental und denk mir noch mehr, -Verzeihung- shit, es ist Weihnachten.
Das Adventrogramm für die Kinder wurde gestern Vormittags abgehalten. Mit zwei meiner kleinen Lieblingsmädels, die ganz stolz drauf sind, dass sie in den Ferien ihre Haare wachsen lassen dürfen, haben wir leckere Kekse gebacken. Das war echt schön - so wie bei uns früher, nur dass die beiden das erste Mal in ihrem Leben in der Weihnachtsbäckerei mithelfen durften - mit ausstechen und Teig naschen und Keksduft aus dem Backofen - eben allem, was dazugehört!

Geschenksschachterl basteln
Unser Schneemann hält sich trotz den Temperaturen ganz gut :)

In der Weihnachtsbäckerei
Georgina und Emmanuela
Nach unserem Mittagessen, Salat und Marzipanstollen von der Tante aus Österreich, den wir ausch schon in der Früh genossen haben, wurden Geschenke eingepackt. Wir sind ja heute bei Feis eingeladen. Er selbst bekommt ein Hemd aus einem selbst gebatiktem Stoff, Agnes ein Österreichisches Kochbuch, die Kinder bekommen Luftballons und wir nehmen noch Kuchen und Kekse für alle mit. Für Sam uns Seth haben wür noch ein paar Mitbringsel aus Österreich gefunden. Seth bekommt ein Uno Spiel, das braucht meiner meinung nach jeder Mensch in seiner Spielesammlung. Sam bekommt einen Kalender mit heimischen (europäischen) Wildtieren und Doppeldeutsche Schnapskarten.

Am Abend wurde noch Karottenkuchen gebacken und mit den Familien geskypet. Ich war sogar live bei der Bescherung dabei und durfte zusehen, wie meine Lieben das Paket mit den Müllsackerl aus Ghana aufmachten! Ich hatte die Weihnachtseinkäufe schon Mitte November erledigt und packte alle Geschenke in schwarze Plastiksackerln, richtih liebevoll ghanaisch eben. :) Das Packerl war dann, was mich sehr wunderte, nach nicht mal zwei Wochen in Österreich, ohne den Umweg nach AUSTRALIA zu nehmen!



Zum Abendessen gab es für Simone Kürbis mit Kartoffeln und für mich den restlichen Reis von Samstag mit Sauce von Sonntag. Schlussendlich saßen wir dann vor unserer Weihnachtspalme und sangen Alle Jahre Wieder und Stille Nacht. Wir habens uns echt schön eingerichten, mit Weihrauch und Kerzen, war richtig gemütlich. Weihnachten in Ghana - das wird schrecklich. Es war nicht schrecklich, überhaupt nicht. Ich war auch nicht traurig. Anscheinend hab ich mir davor so viele Sorgen gemacht, dass mir dann gestern Abend schon alles egal war. Das Fest der Familie, das Fest der Liebe - und wenn man nicht mit seinen Lieben feiert?

Als das Jesuskindlein geboren wurde, wars ganz bestimmt nicht winterlich romantisch. Es hat auch keiner Jinglebells gesungen oder Maronis verkauft. Es gab keine Pute, keinen Lachs, kein Festmahl. Es waren viele, viele Leute in der Stadt Bethlehem, es war laut, und alle waren gestresst und unfreundlich. Niemand hat gesagt, "Hey Maria, du bist schwanger! Komm rein, setz dich hin. Wie gehts dir? Soll ich die Rettung rufen?" Keiner hat Weihnachtskarten verschickt, Geschenke eingepackt oder mit seiner Familie Stille Nacht gesungen. Es muss ganz schön hart gewesen sein, für die drei im Stall. Kalt, dreckig, unfreundlich.
Doch begleitet von Licht kommt die Wärme, die Liebe, die Geborgenheit, die Hoffnung, das Leben auf die dunkle Welt, alles nur erdenklich Gute, kommt zu den Menschen, in der finsteren Nacht, auch zu den Menschen, die in Ghana ihre Familien vermissen.
Es ist schön, mit der Familie Weihnachtsn zu feiern, aber darum gehts nicht. Gott ist als Mensch auf die Erde gekommen und macht, dass es uns gut geht, dass es mir gut geht. Und mir gings gestern gut, ohne Familie und ohne "Weihnachtsstimmung".Ich war nicht allein.

Frohe Weihnachten!

Sonntag, 22. Dezember 2013

And there won´t be snow in Africa this Christmastime



Läuft gerade im Kronehit Christmas Channel. Eine traurige Tatsache und eines von den besseren Weihnachtsliedern, der Text hats in sich. Aber das meiste, was da sonst noch läuft, ist entweder echt Schrott oder noch weniger hilfreich als unhilfreich. Walking i a winterwonderland...Last Christmas... Driving home for Christmas... It will be lonely this Christmas... I´m dreaming of a white Christmas...Danke. Das dreistündige Christmassong Medley auf Youtube lässt sich leider nicht mehr abspielen.

Ich hab noch 25 Minuten zum schreiben, dann kommen die Kids und wir basteln Geschenksschachterln. Also schnelle, kurze Zusammenfassung der letzten Woche.
Das Wochenende verbrachten wir mit unseren holländischen Besuchern. Andere Volunteers zu treffen ist immer total spannend und hilfreich. Zwischen Volunteers gibt es immer so eine besondere Verbundenheit. Es ist, als würde man Freunde treffen, die man nur vorher noch nicht kannte. Jeder hat seine eigene, einzigartige Geschichte. Warum bist du hier? Wie bist du darauf gekommen? Ist es so, wie du es dir vorgestellt hast? Was fällt dir schwer? Magst du Fufu? Ertappst du dich auch manchmal dabei, dass du die Tage zählst? Man tauscht sich aus über Erlebtes, Eindrücke, Probleme und kommt drauf, dass man, obwohl man an unterschiedlichen Orten arbeitet, doch viele gleichen Gedanken und Schwierigkeiten hat. Alle hatten andere Erwartungen, kamen nach Ghana, um zu helfen. Alle hatten wir schwierege Phasen, in denen wir uns nutzlos vorkamen und einfach nur alles aussichtslos erscheint. Wir waren uns aber einig, dass wir an jedem einzelnen Tag in Ghana so viel für uns selbst gelernt haben, dass wir es den Menschen hier niemals so zurückgeben könnten! Emotional macht man aber ganz schön viel durch, auch innerhalb von einem Tag gibts oft mehrere Höhen und Tiefen und es tut gut zu wissen, dass man damit nicht allein ist.
So schnell, wie sie da waren, waren sie dann am Montag schon wieder weg.

Ich, Samuel, Dyllan, Fluir, Simone und Rebecca unter den im Wind wehenden Eiszapfen :)

Am Dienstag hatten wir wieder mal richtig was zu tun! Wir haben begonnen, das neue Klassenzimmer zu streichen. Erst mal die Fensterläden und die Säulen, rot-gelb-grün, wie sollte es anders sein. Wir werden zur Zeit echt gebraucht! Samuel fällt nämlich verletzungsbedingt aus. Er ist auf einen Nagel getreten, der einen Nerv durchbohrt hat und kann nur mit großen Schmerzen gehen. Er tut mir echt Leid, aber insgeheim freu ich mich, dass er nicht arbeiten kann. Er ist immer so fleißig, zu fleißig, und macht alles alleine obwohl Simone und Ich ihm gern helfen würden. Jetzt ist zumindest mal Ruhe angesagt für ihn, und wir haben Arbeit über die Feiertage.

Am Mittwoch und am Freitag waren wir im Cultural Center. Der Batik-Kurs ist beendet, mein letztes Werk muss nur noch ein Mal gefärbt werden. Wir bleiben aber am selben Standort und starten mit, ich hoff ich schreibs richtig, Nwomu, einer traditionellen Stickerei oder so etwas in der Richtung. Es ist angeblich not difficult, aber bis wir mal richtig damit anfangen können, ist's wahrscheinlich schon 2014. Wir sind gerade in der Vorbereitungsphase und müssn Fäden zusammenknoten. Immer vier und vier. Das ist extrem Zeitaufwendig, vorallem wenn man die richtige Knottechnik noch nicht herausen hat. Aber es wird schon besser. Wieder etwas, das ich daheim nicht gelärnt hätte! :)


Am Freitag hatten wir eine kleine Weihnachts- und Abschlussfeier mit den Batik-Kollegen. Wir haben ihnen eine Schachtel Toffees gebracht, worüber sie sich irrsinnig gefreut haben, soger mehr als manche Kids über die Schuluniformen. Danach haben wir im Jazz Club noch eine Runde ausgegeben - fünf Euro für sieben Getränke! :)

Merry Christmas!



When I get older I will be stronger
They'll call me freedom, just like a wavin' flag

Seit Donnerstag bin ich 19 und fühl mich auch so! Vor meinen letzten Geburtstagen hatte ich immer eine "Geburtstagskrise" - ich fühlte mich immer zu jung für mein Alter - wenn ich so drüber nachdenke, es könnte schlimmeres geben... Jedenfalls hat sich in meinem 19. Lebensjahr so viel getan, das ist echt Wahnsinn. An meinem 18. Geburtstag hatte ich ja noch keine Ahnung, wo mich mein Abenteuergeist hin verschlagen würde. Und jetzt sitz ich da, in Afrika, und hör einmal die Woche von meinen Eltern, höchstens zweimal von meinen Großeltern und meine Freunde denken wahrscheinlich sowieso, ich hab auf sie vergessen. Aber das hab ich natürlich nicht.  Ich denk oft an meine Lieben daheim, und woauchimmer auf der Welt sie sich gerade herumtreiben. Es geht mir besser, wenn ich nicht zu oft von ihnen höre, so komisch das klingt, aber wenn ich in Ghana bin, bin ich nun mal in Ghana, und wenn ich wieder daheim bin, bin ich wieder daheim, und zwar richtig.
Meinen Geburtstag verbrachte ich im Regenwald, auch das wird nicht so schnell wieder vorkommen. Wir bekamen eine interessante Führung durch das grüne Dickicht im Bobiri Forest Reserve and Butterfly Sanctuary, wo die Schmetterlinge zwar gerade nicht Saison haben, aber trotzdem anzutreffen sind. Auf der Rückfahrt durch den Wald durften wir hinten auf der Ladefläche des Autos sitzen und jausnen, sozusagen ein Pick-up-nick, und lauschten dem Zirpen der Zickaden, wie man es aus den Fernsehdokumentationen kennt - Djungelfeeling!

Fei war ganz begeistert von den glitzernden Wachs-Staberln des Mahagoni Baumes

Ein Ohaa Baum :)
Früher fanden die Menschen zwischen den riesigen Bretterwurzeln Unterschlupf. Ein Dach drüber und fertig ist das Wohnzimmer!

Der einfachste Weg, Schmetterlinge zu fotografieren.
Der Riesenkäfer hat allerdings noch gelebt.

Rinden schnüffeln :)


Auf Regenwaldsafari


Traurige Bilder - während unseres zweistündigen Aufenthaltes fuhren sechs oder sieben LKW dieser Art aus dem Forest Reserve.
Gestern wurde wieder gemalen. Diesmal war der Spielplatz in Bedaase dran. Umringt von Kindern gingen wir in der Affenhitze unserer Arbeit nach und waren danach nicht dur braun von der Sonne, sondern auch rot-gelb-grün von der Farbe. Die grünen und gelben Flecken sieht man nicht gleich, aber die roten stechen sofort ins Auge. Als ich dann in Adumasa schnell Kerzen und Credits kaufen gehn wollte, haben mich alle schockiert angestarrt. Was will sie mit Credits, die braucht einen Arzt!
Als ich ihnen erklärte, es sei nur Farbe und kein Blut, waren sie beruhigt und wollten mich gleich mit dem Creditsverkäufer verheiraten.

Sie reden nicht, sie schauen nur zu.

Klorollenkerzen basteln



Heute haben wir uns wieder mal in die Ramseyer Presbyterian Church in Adum getraut. Leider kamen wir eine Stunde zu spät und waren erst um 8 dort. Man könnte sagen, der Verkehr sei schuld, oder, wir haben uns nicht den größten Stress gemacht, rechtzeitig dort zu sein. Der Vortei am Zuspätkommen ist, dass in der Kirche leider kein Platz mehr ist, und man draußen sitzen muss, wo die Musik nicht so laut ist. :)

Fei und Agnes waren zum Mittagessen da und wir bekamen Twi-Unterrich. Wenn Agnes kocht, kann man nicht aufhören zu essen. Es ist einfach zu herrlich. Ich bin echt froh, dass sie nicht öfter zu Besuch kommt! Am 25. sind wir bei Appiah-Feis eingeladen. Familienessen! Der Projektleiter, Projektpapa, hat sowieso schon die Namen unserer Väter angenommen. Er nennt sich jetzt Hanns Franz Appiah-Fei! :D
Unser heutiges Mittagessen am neuen Tisch draußen auf der Veranda.


Mittwoch, 11. Dezember 2013

Obroniiiii!

5:15 ists und der Wecker läutet. Laufrunde! Im Ort wird schon laut Musik gespielt, wie gestern beim Einschlafen auch. Ich frage mich, ob die jemals eine Pause machen, außer bei Stromausfall, versteht sich. Das ist dann immer herrlich. :) Aber mittlerweile hab ich mich schon daran gewöhnt, dass es nie wirklich leise ist. Wenns nicht die Menschen sind, sind es Vögel, Grillen und Grashüpfer.
Heute Morgen gibt es keinen Stromausfall, dafür einen Laufrundenausfall. Simone schläft noch. Vielleicht hat sie gemeint, das mit dem Laufen gehen war nur ein Scherz nach unserem gestrigen Abendessen. Wir haben uns ein europäisches Packerlessen "gegönnt". Mmmmh wie daheim! Auf dem Packerl stand "für 2 Personen" aber wir sind die europäischen Portionen nicht mehr gewohnt. "In Ghana zagns da dafür den Volg!". Gut, dass Simone am Nachmittag einen Schokopudding gekocht hat.Wir haben zu zweit den ganzen Pudding, den so ein Packerl ergibt, verspeist. Soviel hab ich daheim nie gegessen. Ich hab irgendwie immer Hunger, ooder bin nie richtig satt. Wahrscheinlich, weil ich auf proteinhaltiges und sattmachendes, wie Fisch, Fleisch, Käse, Joghurt, Eier verzichte, und dafür aber viel Obst, Gemüse, Reis, Kochbananen, Haferflocken und wenn Brot, dann nur Weißbrot esse, und davon wird man nicht satt. Manchmal denk ich absichtlich an Schwarzbrot, weil ich testen will, ob ich es vermiss, wenn ich dran denk, und sekundenbruchteile darauf bereue ich, was ich getan habe, weil dann vermiss ich Schwarzbrot wirklich. So wie gerade jetzt. Das wird das erste sein, was ich nach meiner Heimkehr essen werde - Schwarzbrot, Speck und Käse! :)

Letzten Freitag war Madam Juliana, die Direktorin der Junior High School, bei uns und hat mit  uns Red Red gekocht. Das sind frittierte, reife Kochbananen mit einer Tomaten - Bohnensauce. Ziemlich deftig, aber typisch ghanaisch. Danach war ich satt. Muss wohl das viele Öl gewesen sein!

Nach dem Kochen werden die Bohnen zermalmt und zu den Zwiebeln und Tomaten in die Pfanne gegeben.

Reife Kochbananen können auch roh gegessen werden
Oder man frittiert sie, bis sie rot werden. Daher der Name - Red Red

Madame Juliana zaubert leckeres Essen




Mit Juliana sind wir dann noch auf unserer Couch gesessen und haben geplaudert. Mir ist klar geworden, dass viele Probleme und Schwierigkeiten nicht unbedingt auf meine Herkunft und Hautfarbe zurückzuführen sind, sondern dass es hier genauso Menschen gibt, die eben diese Schwierigkeiten auch meistern müssen. Auch Juliana ist die Ruhe gewöhnt, und freut sich nicht über nächtliche Gottesdienste, auch aus ihrem Garten klauen die Menschen Obst und Gemüse. Sie und Fei gehören zu den Leuten, von denen echt viel erwartet wird. Sie verkörpern das Projekt, sie haben das Geld, sie können helfen. Es entstehen Gerüchte, wie "Fei mag die Leute in den Bedaase und Chiransa lieber", "Fei verwedet das Projektgeld für sich selber". Dabei kann ich bezeugen, dass das ganz und gar nicht stimmt. Die beiden, Juliana und vor allem Fei, sind mit vollem Einsatz dabei, möglicht vielen Menschen unter die Arme zu greifen und ihnen zu helfen. Sie setzen ihre Zeit, ihre Energie und auch teilweise ihre privaten Ersparnisse dafür ein, ond ernten oft nicht mal ein "Danke". Es wird von ihnen erwartet, ja gefordert. Das Projekt hat bereits so vielen Menschen geholfen, hat ihnen Wasser beschafft und Schulen, in denen die Kinder Essen bekommen. Juliana bemüht sich auch sehr, das "Caning" aus der Schule zu verbannen, weil sie weiß, dass es dem Projekt schadet, wenn das nicht aufhört. Ich bin sehr zuversichtlich, dass es in Zukunft funktionieren wird.

Als wir da so saßen und plauderten, klopfte es an der Tür. Ich öffnete. Obroni?! Ein Weißer?! Wir haben uns angesschaut, als ob wir "so etwas exotisches" noch nie gesehen hätten. Wäre ein blauer Elefant vor der Tür gestanden, mich hätte es weniger die Sprache verschlagen. Du...bist...weiß?! Warum bist du... weiß?! Warum bist du...hier?! Damit hat niemand gerechnet, niemals. Im Cultural Center sieht man manchmal Weiße, aber nicht hier. Nicht in diesem Dorf.
Es stellte sich dann aber bald heraus, dass Dyllan aus Holland schon seit Anfang November hier in Adumasa, hinter der Schule, ca. 5min von uns wohnt und jeden Tag zur Arbeit nach Kumasi fährt. Und wir haben ihn NIE gesehen! Er wollte sich erkundigen, ob es im Guesthouse noch Platz für zwei Freundinnen gibt, die ihn fürs Wochende besuchen kommen um dann gemeinsam nach Cape Coast weiterzureisen. Klar haben wir Platz! Wir haben keinen Koch, aber Platz haben wir! Ab Morgen sind wir dann für vier Tage zu viert im Guesthouse! Ich freu mich! :D
Besucher sind bei uns immer herzlich willkommen - also falls sich jemand von meinen Bloglesern überlegt, mich im Februar oder März besuchen zu kommen, da bin ich dann allein und freu mich über Besuch! ;)

Am Samstag waren wir dann mit Dyllan und zwei ghanaischen Arbeitskollegen von ihm in Kumasi aus. Zum ersten Mal - allein wären Simone und ich wahrscheinlich nie gegangen. Man braucht einfach einheimische Freunde, die sich auskenne. Sam und Seth sind leider nicht so die Ausgeh-Typen. Zu fünft sind wir dann mit dem Taxi in dei Stadt gefahren - die beiden Kollegen haben sich den Beifahrersitz geteilt, und welch Zufall - wir wurden von der Polizei angehalten. Natülich ist dem Officer gleich aufgefallen, dass da einer zu viel ist. Er hatte schon seine Hand im Auto, da stieg der Taxifahrer aufs Gas und laut johlend fuhren wir davon. This is Ghana! :)



Was macht man sonst noch so an einem Wochenende in Adumasa, wenn man mal nicht Wäsche wäscht? Karottenkuchen backen und Wasserplastiksackerln recyceln und Handtaschen darus basteln!

Wenn man keinen Mixer hat, werden die Karotten für den Kuchen eben auch gegrinded :)
 
Mit hilfe von Aludosen - Blech und Bügeleisen werden die Sachets zusammengeschmolzen

Der Henkel fehlt noch

Und fertig ist die Handtasche!

So siehts momentan am Bau aus - nächste Woche wird gestrichen!

Bevor die Ferien anfangen werden noch schnell die Weihnachtslieder aufgefrischt!

Donnerstag, 5. Dezember 2013

Kramperle mäh mäh

Das blieb mir heuer erspart. In Ghana gibts keinen Krampus, es gibt ja die Lehrer, die die schlimmen Kinder verhauen, oder die, deren Eltern sich keine Schulhefte leisten können. Wir hatten gestern wieder mal eine Diskussion mit den beiden Direktoren. Fei ist Gott sei dank echt dahinter, dass dem "caning" jetzt ein Ende gesetzt wird. In der Schule finden gerade die Examen statt. Das Trimester neigt sich dem Ende zu. Bis Donnerstag nächste Woche werden die Köpfe noch rauchen, dann beginnen die Weihnachtsferien. Es freuen sich alle schon sehr darauf. Die Atmosphäre in der Schule ist im Moment sehr entspannt. Simone und ich haben uns im November ja nicht allzu oft blicken lassen, gerade zum Schuluniformen austeilen. Gestern haben wir uns wieder mal aufs Gelände getraut, um die Direktorin der JHS, Madam Juliana, zu besuchen, mit der wir uns so gut verstehen. Sie möchte uns schon lange mal besuchen kommen und für uns kochen, aber wir sind nie daheim, wenn sie Zeit hat oder wir haben den Kühlschrank voller Essen von Agnes, der Frau von Fei.
Anschließend haben wir beim Verputzen des neuen Klassenzimmers geholfen. Ich glaub nicht, dass man das bei uns auch so macht. Man nimmt die Spachtel und schleudert einen Zementklecks so auf die Wand, dass er kleben bleibt. Ist am Anfang nicht so einfach, aber ziemlich lustig. :)
Was das Arbeiten angeht, hab ich euch glaub ich einiges vorenthalten. Ich wollte einen eigenen Blogeintrag machen, wo ich alle Arbeiten aufliste, aber wer weiß, wann ich dazu komm. Simone und Ich haben schon so ziemlich alle Arbeiten ausprobiert, die es zu erledigen gibt. Wir haben in der Schule unterrichtet, den Spielplatz in Chiransa bemalt, die Emmanuel Hall in Adumasa gestrichen, viele, viele Plakate gebastelt, Gemüse im Garten gepflanzt, wir haben Schuluniformen besorgt und ausgeteilt, Kinder umgezogen, Geschenke verteilt, Exams in Bedaase durchgeführt, korrigiert und die besten Schüler mit Preisen belohnt. Wir waren beim letzten Board Meeting und haben unsere Ideen fürs Projekt einfließen lassen, haben Büroarbeit für Fei erledigt und jetzt im Dezember läuft unser Advent-Programm, wo wir jeden Tag von 17:00 bis 18:00 mit den Kindern basteln.

Das neue Klassenzimmer wird im Jänner eingeweiht

Ein bissche Übung muss man haben

Das war in meiner zweiten Woche, in Chiransa

Am 14. Oktober in Adumasa

Wer findet den Fehler?


Ich hätte mir gedacht, das Adventbasteln wird das volle Chaos, aber dem ist glücklicher Weise nicht so. Es kommen nicht viele Kinder, und die die kommen, sind total brav. Gestern haben wir mit zwei Mädels Schneemänner gebastelt, heute mit den drei Geschwistern Emmanuel, Georgina und Emmanuela Nikoläuse. Die drei lassen ihre Werke immer da, damit wir das Gästehaus dekorieren können. Wenns draußen dunkel ist und es im Haus nach frisch gebackenen Keksen duftet und wir unser dreistündiges Christmassong Medley auf Youtube abspielen, könnte man meinen, es weihnachtet sehr. Die erste Kerze von unserem Adventkranz musste bereits gestern schon erneuert werden. Setzt man dann aber einen Fuß vor die Haustür, begleitet von einem gekrächztem "Whazzzzzzzz uuuuuuuuuuup" aus unserem Annoying Orange Schlüsselanhänger, der uns jeden Tag ein anderes Tagesmotto verkündet, wird man aus den Träumen gerissen und ist mit einem Schlag raus aus dem Winterwonderland, zurück in Ghana.

Jeden Tag zur Bastelstunde wird eine Kerze entzündet
Simone, Dorothy und Naomi

Frosty the Snowman
Ghana-Flag Sterne und Schneemänner