Die letzte Woche war hart. Ich hab mich dabei ertappt, dass ich viel zu oft an Zuhause denke. Ans Wetter, ans Essen, ans Skifahren, an Familie und Freunde. Ich hatte keine Motivation in die Schule zu gehen. Es gibt Lehrer dort, die den Unterricht machen.
Wir als Volunteers sind da nicht eingeplant. Klar können wir unterrichten, wenn wir wollen. Dann haben die Lehrer frei. Aber dafür bin ich ganz bestimmt nicht viele tausend Kilometer gereist, damit ich den Lehrern die Arbeit abnehme. Bei so vielen Kindern in einer Klasse, kann man auch nicht wirklich etwas am Unterricht verbessern. Man kann nicht auf die Bedürfnisse einzelner eingehen, sondern nur das gleiche Programm fahren, wie der Lehrer. Es fehlt an Unterrichtsmaterialien. Die Kinder brauchen Bücher, in denen sie die Übungen ausfüllen und die sie mit nach Hause nehmen können. Die Klassen müssen kleiner sein! Die Lehrer müssen mehr arbeiten!
Ich war unzufrieden. Was soll ich hier? Wir machen dem Projekt eh nur mehr Arbeit? Wieviele Wochen muss ich da noch sinnlos verbringen? Ich hab begonnen, einfach alles schlecht zu machen und mich immer weiter in eine große Krise reinzusteigern. Letzten Moment hab ich dann doch noch die Kurve gekratzt und die Motivation ist zu mir zurückgekommen. Akwaaba Motivation! Wir haben vom Projektleiter Büroarbeit bekommen, bei der er sonst stunden lange sitzt. Die nehmen wir ihm gerne ab. Für die erste Klasse in Chiransa haben wir ein Plakat gebastelt und für den Kindergarten in Adumasa haben Zettel mit groß und Kleinbuchstagen bemalt. Das kommt mir auch sinnvoller vor, als Unterrichten, weil soetwas haben die Kinder sonst nicht.
Ich bin gerade dabei, meine Einstellung zu ändern. Ich will davon wegkommen, überall diese europäische Zielstrebigkeit, den Ehrgeiz und die Perfektion reinbringen zu wollen. Ich will anfangen, diesen stressigen Lebensstil loszulassen, wo alles immer nur schnell gehen und möglichst effizient sein muss. Das ist gar nicht so leicht für mich. Genau so hab ich ja mein Leben zu Hause gelebt. Schneller, höher, weiter! Das geht besser und das geht schöner und das dauert viel zu lange! Aber hier macht mich diese Einstellung nur unglücklich. Deshalb ist jetzt schluss damit. Es gibt Passagen, da muss man das Tempo rausnehmen um nicht den Rythmus zu verlieren und den ganzen Lauf zu verpatzen.
"Europäer haben die Uhren.
Afrikaner haben die Zeit."
Ein Sprichwort aus Uganda. Ich habe beides, und es ist war nicht einfach, mit beidem klar zu kommen. Zu oft habe ich auf die Uhr geschaut und gedacht, "was mach ich denn jetzt noch so lange?". Aber jetzt am Wochenende hat sich etwas verändert. Ich habe aufgehört, die Zeit, in der "nichts passiert" zu verdammen. Es passiert nämlich doch etwas. Ich lerne. Ich lerne, mit Zeit umzugehen. "Carpe diem" - "Nütze den Tag". Nix da. Europäisch übersetzt. "Pflücke den Tag". Pflücke den Tag, wie eine reife Papaya, freu dich drüber und geniße ihn! Man muss die Zeit nicht versuchen, anzuhalten oder einzufangen, wenn man sie sowieso hat. Und ich hatte Zeit schon vorher, in Österreich, genau so, wie ich sie jetzt habe. Nur habe ich sie damls genützt, und nicht gepflückt.
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