Über die ghanaische Kücke habe ich noch nicht viel erzählt. Ich bin dabei, alles auszuprobieren und mach viele Fotos, damit das Essen auch mal einen eigenen Blogeintrag bekommt. Es ist aber noch zu früh dafür. Es gibt einfach so viel, das ich noch nicht ausprobiert habe. Es hat über ein Monat gedauert, bis ich endlich das legendäre "Fufu" kosten durfte, das ghanaische Nationalgericht. Simone, Sam, Seth und ich haben es letzten Samstag selbst zubereitet. Das war sehr spannend. Zuerst werden Kochbananen und Casava gekocht, die dann anschließend mit einem großen, schweren Stampfer zerquetscht und zu einem klebrigen Brei gestampft werden. Dafür braucht es mindestens zwei Leute. Einer stampft und der andere wälzt den Brei herum und muss aufpassen, dass seine Hand nicht mitverarbeitet wird. Da ist höchste Konzentration gefragt, sonst fehlen am Ende ein paar Finger! Agnes hat uns dazu Erdnusssuppe gekocht, wieder mal was ganz leichtes, ohne die der Brei nicht zu essen wäre. Greift man ihn an, ohne die Hände vorher in Wasser oder Suppe zu tauchen, bekommt man ihn nicht mehr weg. Ach ja. Auf Besteck wird in Ghana nicht so viel Wert gelegt. Man isst mit den Händen, auch die Suppe. :)
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Kochbananen |
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Casava |
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Das "Pounding" ist ganz schön anstrengend. |
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Beim "Driving" muss man schnell sein, sonst ist ein Finger ab. |
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Klebrige Fufubreipatzen |
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Erdnusssuppe dazu, und fertig! |
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Das Essen war mindestens genauso spannend wie das Zubereiten. Die Konsistenz von dem Brei ist einfach unbeschreiblich und die Suppe rinnt einem die Hände und Arme hinunter. Wer braucht schon einen Löffel?! Mir hats geschmeckt! :)
Am Sonntag verbrachten wir so viele Stunden in der Kirche, wie die meisten Österreicher wahrscheinlich in einem Jahr. Der Erntedankgottesdienst in der Ramseyer Presby Church begann um 8 mit wildem herumgehüpfe und ohrenbetäubender Musik, und endete nach nur einer Bibellesung, dafür dutzenden Announcements und Reden wichtiger Leute, Offertry und Kommunion um halb 2. Es war alles auf Twi und mir war nach einer Stunde stinklangweilig. Die Atmosphäre könnte ungemütlicher nicht sein. Energiesparlampen, Ventilatoren, Lautsprecher, Plastikblumen, blaue und weiße Tücher. Alles so kalt. Es ist zwar spannend, mitzuerleben wie so ein Gottesdienst abläuft, aber es dauert so ewig lange und ich versteh kein Wort. Es ist auch immer unheimlich laut, und danach ist man halb taub, hungrig, grantig und fertig. Ich hatte zwar Kekse dabei, aber die waren nach drei Stunden weg. Und grantig deshalb, weil es eine Sonnenfinsternis gab, und wir in der Kirche saßen. Ich bin dann halt trotzdem kurz raus, weil so eine Sonnenfinsternis wollt ich nicht verpassen. :)
Als wir heimkamen hatte ich einen Bärenhunger. Und da lag noch ein Stückchen Bananenkuchen. Ein bisschen schimmlig. Egal. Was wird denn schon sein? Fünf Minuten danach hab ich mich in meinem Bett vor Schmerzen gekrümmt und gedacht ich sterbe. Mir war eiskalt, und die Decke lag am Fußende, aber ich kam nicht ran. Mein Schrank ist voller Medikamente, aber ich konnte nicht aufstehen. Eine zwanzig Minuten hat das gedauert, und erst dann ist mir eingefallen, dass ich ja den Kuchen gegessen habe. Ich dachte, ich hab halt irgendso einen Virus eingefangen oder vertrag das Leitungswasser doch nicht. Ich beschloss, es wäre wahrscheinlich besser, mir den Finger in den Hals zu stecken, damit ich den giftigen Kuchen loswerde. Aber so weit kam es dann doch nicht, weil die Schmerzen plötzlich aufgehört haben. Da hab ich wieder was dazugelernt. Manches muss man ja doch am eigenen Leib erfahren, damit man sichs merkt, fürs nächste Mal.
Am Montag waren wir im Kulturzentrum in Kumasi. Fei hat es irgendwie über Kontakte arrangiert, dass wir dort Kurse machen können. Wir sind jetzt dort offiziell als "Attachment Students" angemeldet und kommen zwei Mal die Woche um zu lernen. Angefangen haben wir mit dem Batikkurs. Das gefällt mir echt gut! Man kann richtig kreativ sein und schöne Muster entwerfen, lernt die Technik, die Kultur, und den arbeitsalltag der Leute dort kennen. Alles ist so ganz anders, als bei uns. Wir wurden gebeten, immer um 9 dort zu sein, was wir bei den ersten zwei Malen ganz und gar nicht schafften, weil wir uns komplet verschätzt haben, was unsere Anfahrtszeit angeht. Manchmal bekommt man ein Tro-Tro direkt vor der Haustür, ein aderes Mal muss man zwanzig Minuten bis zur Hauptstraße latschen und dort noch warten, und dann steht man eine halbe Stunde im Stau, oder eine dreiviertelstunde. Als wir dann mit viel Verspätung einmal um 10, und einmal um halb 11 ankamen, wurde gerade gemütlich gefrühstückt, gequatscht und gespielt. Irgendwann ist dann mal der Chef gekommen und hat uns einen Lehrer besorgt, der uns die Materie erklärt hat.
Es gibt zwei verschiedene Techniken. Bei der einen Technik, "Tie and dye", wird der Stoff zusammengebunden und dann eingefärbt. So kennt man Batik bei uns auch. Bei der zweiten Technik wird heißesWachs auf den Stoff aufgetragen. Entweder mit Stempeln, Pinseln, Besen oder mit einem Tjanti, einem zugespitzten Schwamm, mit dem man wie mit einem Stift Linien zeichnen kann. Ist aber gar nicht so leicht, wie es aussieht. Der Stoff wird dann mit der ersten, hellen Farbe eingefärbt und getrocknet. Die mit Wachs bedeckten Stellen bleiben weiß. Danach wird ein weiteres mal Wachs aufgetragen, wieder gefärbt und getrocknet. Die Stellen, bei denen das zweite Mal Wachs aufgetragen wurde, haben die erste Farbe. Danach kann ein drittes Mal Wachs aufgetragen, gefärbt und getrocknet werden. Was dann am Ende herauskommt war bis jetzt noch nie so, wie ich es mir vorgestellt habe, aber trotzdem schön. Diese Woche haben wir nur kleine Stofffetzen zum ausprobieren bekommen. Nächste Woche dürfen wir unse Künste 2 Yards ausüben. Immerhin genug Stoff für ein Kleid! :)
Es ist voll spannend, den Batikmeistern zuzuschauen, wenn sie mal arbeiten. Meistens arbeiten zwei oder maximal drei, und die anderen, wieviele auch immer es sind (es kommen jeden Tag andere, insgesamt sinds 8-14 ), sitzen rum, spielen Karten, hören Musik oder sind einfach nicht da. Mich interessiert, wie die das mit der Lohnabrechnung machen. :)
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Tjanti, Besen, Binsel und Stempel mit Adinkra-Symbolen |
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So ein Hemd aus einem Selbst gebatikten Stoff hat schon was. |
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Mit dem Tjanti werden nach dem ersten Färbdurchgang die Flächen ausgefüllt, die rot bleiben sollen |
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Der Stoff ist noch nicht ganz fertig, aber trotzdem wunderschön |
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Unsere ersten Versuche. Das vordere ist von Simone, das hintere ist meins. Es hätte hellblau und braun werden sollen :) |
Halloween kam ein paar tage verspätet. Am Abend entdeckte ich etwas undefnierbares, dunkles in der Ecke an meiner Zimmerdecke, das in der Früh noch nicht da gewesen ist, und nicht ausgeschaut hat, als würde es mir gefallen. Nachdem ich alle Gegenstände im Umkreis von zwei Metern entfernt hatte, bewaffnete ich mich mit Flipflop und einem Stock, den wir den Lehrern in der Schule weggenommen haben, und stieg auf einen Stuhl um dem Objekt etwas näher zu kommen. Langsam bewegte ich die Hand mit dem Stock in Richtung Zimmerdecke, auf das Ding zu. Immer weiter, und weiter. Ich hielt den Atem an...nur noch wenige Millimeter... Dann ging es plötzlich ganz schnell.
Es bewegt sich! Es hat eins, zwei, drei, vier... mehr als sechs, acht Beine! Und es fällt von der Decke! Flucht! Kreischend sprang ich aus dem Zimmer und hüpfte draußen am Flur herum.
Spinne! Spinne! Spinne im Zimmer! Simone kam auch schon angerannt: "Wo ist sie?" - "Ich weiß es nicht". Ich hätte besser nicht fluchtartig den Raum verlassen sollen. Inzwischen hatte die Spinne nämlich Zeit, sich ein neues Versteck zu suchen. Mein Zimmer wurde zum Minenfeld. Jeder Schritt musste genau geplant und vorsichtig gesetzt werden. In Zeitlupe begaben wir uns auf die Suche nach ihr.
Irgendwo ist sie. Jeden Augenblick könnte sie überall auftauchen. Wir brauchten neue Ausrüstung. Insektenspray und eine Taschenlampe. In der Hoffnung sie zu finden, leuchteten und sprühten wir in alle Ecken und Winkel. Noch schlimmer als eine Riesenspinne an der Decke, ist eine Riesenspinne, die man nicht sieht, die aber da ist!
Nie wieder könnte ich in diesem Zimmer schlafen! Zeig dich, Mistvieh!
Der Insektenspray war leer, und auch wenn sie in irgendeiner Ecke verreckt, ich würds nicht wissen, und das beunruhigte mich. Doch da tauchte sie plötzlich hinterm Vorhang auf, drehte benebelt und begleitet von einem Kreischkonzert ein paar Runden an der Wand und startete in Richtung Bett.
Nein! Nein! Bitte nicht! Falsche Richtung! Nein! Wir brauchen neue Waffen! Den Fufustößel! Mit dem Zermalmen wir sie! Schnell! Aber die Spinne war schneller und verkroch sich in einer Leiste vom Fenster am Kopfende von meinem Bett. Horror. Schon wieder war sie weg.
Vielleicht sieht man sie vom Wohnzimmer aus. Nichts. Ich drosch mit dem Stock gegen das Fliegengitter auf der Wohnzimmerseite. Plötzlich war sie dann da. Ein Schatten. So richtig gruselig. Ein schwarzes, haariges Monster.
Okay was jetzt? Der Insektenspray ist leer und hinter dem Gitter können wir sie nicht erschlagen. Hast du ein Deo? Jedes Mal wenn wir sprühten, fetzte es die Spinne zwischen Fenster und Gelsengitter hin und her. Wir traktierten sie so lange, bis sie sich nicht mehr bewegte, und wir ihr den Deo von 5cm Entfernung drauffeuerten, bis sie ganz weiß war.
Sie bewegt sich nicht mehr. Ich glaube, sie ist tot. Wir warteten kurz. Der Gedanke, die Spinne einfach dort ober meinem Bett liegen zu lassen, ob tot oder lebendig, gefiel mir nicht. Außerdem wollte ich sie mir genauer anschauen.
Wir brauchen Alkohol. Mein Plan war es, sie in einen Becker mit Schnaps zu schubsen, damit sie wirklich ganz sicher tot ist und nicht mehr entwischen kann. Doch wie soll es ander sein, die Spinne rennt, die Hanna schreit und verschüttet den Schnaps übers Bett und auf den Boden.
Mist! Mist! Mist! Wo ist sie?
Da war sie, unterm Bett.
Wir brauchen was schweres, das wir auf sie draufstellen können. Einen Topfdeckel. Schlussendlich musste dann doch der Fufustößel herhalten, mit dem Topfdeckel müssten wir ihr zu nahe kommen.
Simone, auf drei! Du schubst sie unterm Bett raus, mit dem Stock, und dann zerquetsch ich sie. Aber langsam! - Haha. Stille. Konzentration.
Eins - zwei - drei! Dann gings wieder schnell und hektisch zu. Die Spinne flog unterm Bett hervor, in eine Ecke. Schnell drübergefahren mit dem Fufustößel, zackzack, da bewegt sich noch was, quetschquetsch,
und weg war die Spinne. Wieder einmal. Wir trauten uns noch nicht, aufzuatmen.
Wo ist sie? Ist sie das auf dem Holz? Schaut eher aus wie Dreck!
Erst als wir den Dreck von Stecken gekratzt hatten, konnten wir sie eindeutig identifizieren. Als tote Spinne!
Ihren Abgeng machte sie dann, zur Sicherheit, über die Klospülung. Wir befürchteten, aus dem Mülleimer könnte sie wiederauferstehen. Einschlafen konne ich dann beruhigt, und benebelt! :)
Cooler Kampf - war jedoch sehr ungleich - ihr hattet nur 4 Beine, die Spinne 8! Hut ab, das ihr trotzdem gewonnen habt!
AntwortenLöschenLiebe Grüße!
Papa
iihhhh.....Gänsehaut! Aber die Stoffe sind trotzdem wunderschön! Viel Spaß bei euren weiteren Batik-Einheiten!
AntwortenLöschenCiao, Mama