Montag, 7. April 2014

Ghana Dream

Ich bin wieder zurück und hab mich schon wieder ganz gut eingelebt in Österreich. Ich brauchte einfach ein bisschen Abstand zu Ghana - der Kontrast ist schon gewaltig - und ich wollte mich einfach wieder voll auf das Leben zu Hause einlassen, weshalb ich den Blog vernachlässigt und einfach mal gemacht habe, worauf ich ein halbes Jahr verzichtete. Freunde treffen, mit der Katze spielen (die jetzt rund ist, wie eine Kugel), am Abend einen guten Film schauen, Skifahren, Kakao mit echter Milch trinken, Kartenspielen mit Oma und Opa, in den Gottesdienst in Villach Nord gehen (der mir wahnsinnig kurz vorkommt), Jobsuche (und Jobfindung ;)), Papa bei der Arbeit helfen und natürlich FAMILIENLEBEN! Ich stehe jeden Tag frühmorgens mit meinen Lieben auf, um mit ihnen zu frühstücken. Es ist so schön, nicht mehr alleine in einem großen Haus zu wohnen.  Zwar muss ich jetzt wieder Geschirrspüler ausräumen oder Wäsche aufhängen, aber ich genieße den Luxus, dass sich das Geschirr von selbst spült und die Wäsche von selbst wäscht! Fast...

Der Abschied in Adumasa war schön. Ich spazierte morgens noch übers Schulgelände und verabscheidete mich bei den Kids und den Lehrern: "Oh oh oh oh Hanna Hanna Hanna Hanna WHY?", "When are you coming back?", "Greet your family from me!", "Save journey!", "God bless you!"
Dann gab es noch ein gemeinsames Gebet mit meiner Adumasa-Family: Fei, Sam, Seth, Mr. Abaa und Mr. Ben, Peace und Love - gemeinsam dankten wir für die schöne Zeit und wünschten uns Glück für die Zukunft. Auf ein frohes Wiedersehen - wann? Das steht in den Sternen. Aber wir werden uns wiedersehen, also war der Abschied nicht traurig und endgültig, sonden eher nur vorübergehen.

Was mich am meisten beeindruckte war, dass wir pünktlich um 9:00 im Auto saßen und aufbrachen. Und dann fuhren wir einletztes Mal mit dem Projekt-Pick-up über die rumpelige Staubpiste in Richtung Kumasi, standen dort ein letztes Mal im Stau und schließlich stieg ich in den roten, klimatisierten, mit Ledersitzen ausgestatteten VIP-Bus, mit dem ich vor sechs Monaten nach Kumasi gekommen war. I feel blessed. Es war ein komisches Gefühl, nicht ganz traurig, nicht ganz glücklich, aber dankbar für diese nicht immer leichte, aber ernorm wichtige und prägende Zeit meines Lebens.
Irgendwoher musste ich aber noch eine Mango besorgen. Die auf der Taxifahrt von der Bushaltestelle in Achimota zum Flughafen waren alle zu klein. Also machte ich mich nach dem Koffer einchecken nochmals auf in die Stadt - mit dem Tro-Tro, weil Tro-Tros so cool sind und ich nicht versteh, warum wir in Österreich keine haben. 50 Pesewas, 5min und schon sprang ich bei "37" aus dem Minibus, besorgte eine 2 Cedis Mango und gönnte mir noch eine Kokusnuss, bevor ich mich mit meinem großen, schweren Rucksack ins Tro-Tro zurück zur Airport Junction zwengte.  Beim Flughafen angekommen dämmerte es schon. Ich nahm noch einen tiefen Atemzug von Accras tropischer Stadtluft und machte mich auf die Suche nah dem Check in. Bei der Passkontrolle stellte sich heraus, dass ich 4 Monate lang illegal in Ghana gewesen bin, weil mein Visum nur 2 Montae gültig war anstatt 6 und weil bei meiner Ankunft irgendwer, irgenwo die Zahl 60 hingekritzelt hat, was bedeutet, dass ich vorerst nur 60 Tage in Ghana bleiben darf. Sehr witzig. 320 Ghana Cedis wollten sie von mir, aber ich hatte nur noch 45 in meiner Brieftasche. Meine 100 Notfalleuros wollten sie nicht. Also wieder raus aus dem Fluhafen und Geld wechseln gehen. Es lebe die Inflation! Wäre der Euro-Cedi Wechselkurs noch gleich, wie bei meiner Ankunft, hätte ich für meine 100 Euro nur 275 Cedis bekommen. Wie es dann wieter gegangen wäre? Ich weiß es nicht. Vielleicht wäre ich dann noch in Ghana. Aber so bekam ich ganze 357 und war aus dem Schneider. Für meine Bemühungen, dass ich tatsächlich Geld wechseln musste, dank der Tatsache, dass ich ein Volunteer war und weil der Herr Inspektor gerne seine Deutschkenntnisse verbessert und sich freut, wenn man mit ihm ein bisschen plaudert, gaben mir die Beamten dann -50% auf meine letzte Gesetztesübertretung und ich musste doch nur 160 Cedis bezahlen.
Als ich durch die Duty-free Souveniershops schlenderte und die Preise mit denen im Kulturzentrum verglich, freute ich mich, dass ich schon alles besorgt hatte. Erst dann erkannte ich, dass die Preise in US-Dollar angegeben waren, also nochmal ~x3. Oh these crazy people!
Ghana - auf ein Wiedersehen! Mit dieser Einstellung hob ich um 21:35 von ghanaischem Boden ab, und damit war es abgehakt für mich, aus. Ich kann nicht mehr betrübt sein, weil ich bald gehe, ich bin bereits gegangen. Nächstes Ziel: Home, sweet home! Die Heimreise verging im wahrsten Sinne des Wortes wie im Flug. Es war aber echt kalt im Flugzeug, und schlafen konnte ich auch nicht wirklich, ich war so aufgeregt.
Am multikulti Flughafen in Istanbul warf ich mich in mei African-Outfit und war somit der bunteste Vogel überhaupt. Alle Leute starrten mich an, nur einer sagte was: "Hey african girl! I like your design!" - unverkennbar, das kann nur ein Afrikaner gewesen sein - my brother! Das vermiss ich echt in Österreich. Jeder ist so sehr mit sich selbst beschäftigt. Es wird so wenig herumgeschrien, diskutiert und gelacht. Ghanaer sind einfach so albern :)

Nach dem abwiegen der Koffer zum Beispiel:
"Is the weight okay?"
"It´s okay because I like your Hair. Who did it for you?"

Oder beim check-in, als sie unbedingt meinen vollgestopften Rucksack ausräumen mussten:
"The way you packed your backbag oh, oh,oh. What is this?"
"It´s a coffee mill"
"And what is this?"
"Cocoa powder"
Did you hav a boyfriend in Ghana? How was it?"

Oder bei einer weiteren Passkontrolle:
"Do you smoke?"
"No."
"Are you sure ?"
"Yes."
"Okay. I will give you my contact. Next time when you come to Ghana you call me and I will host you."

Von Istanbul nach Wien ging es dann ohne jegliche Komplikationen. Die vielen, unheimlichen Weißen irritierten mich ein wenig, aber ich durfte im Flugzeug neben einem Ghanaer sitzen. :)
Der Moment, als das Flugzeug auf österreichischem Boden aufsetzte, werde ich auch nie vergessen. Von da an war es wie ein Traum. Als wäre ich von meinem halbjährigen Dornröschenschlaf aufgewacht. Dann kam der Moment, auf den ich mich schon seit sechs Monaten freute, der, den ich mir jeden Tag ausmalte, auf den ich mich freute, mehr, als ich mich jemals auf etwas gefreut habe. Ich wusste nicht genau, wer mich abholen kommt, aber ich wartete schon so sehnsüchtig darauf, ein bekanntes Gesicht zu sehen. Jemanden, den ich wirklich, wirklich mag. Und tatsächlich warteten fünf bekannte Gesichter, die ich wirklich, wirklich mag auf mich. Meine Taufpatin Lisbeth mit ihrer Tochter und meiner allerersten Kindheitsfreundin Andrea, meine Piratenfreundin Lena(rrr), meine Schwester Chrissi und mein Papa. Ich wusste gar nicht, wen ich zuerst umarmen soll, ich hab vor Freude nur gelacht und gequietscht :) Es war der schönste Moment meines Lebens.


Im Café am Flughafen konnte ich noch nicht ganz glauben, was um mich herum passiert.



Wir gingen noch in ein Café und plauderten und tranken Tee, es war einfach schön und ich konnte es nicht glauben, dass ich wieder in Wien war. Auf der Autofahrt zum Bahnhof schaute ich aus dem Fenster. So viele Weiße, und die tragen Winterjacken. Und die Autos, die glänzen, und die Häuser - so hoch. Und die Straßen sind so sauber und es gibt keine Schlaglöcher, und keine Verkäuferinnen, wo krieg ich jetzt Wasser her, wenn ich im Auto durstig bin?
Auf der Zugfahrt hab ich Papa die Ohren vollgelabert :) Und geflasht hat es mich auch gleich ordentlich, als ich zwei 0,5l Mineralwasserflaschen für 5,20 Euro gekauft hab. Für das Geld bekommt man in Ghana 192 0,5l Wassersackerln, bei einem Verkaufspreis von 10 Pesewas pro Stück. Kauft man aber größere Mengen, ist es nochmals billiger.

Auch der Bahnhof in Föderlch hatte sich verändert

Am Bahnhof in Föderlach bekam ich einen großen Empfang mit Musik und Plakaten von meinen Großeltern, Tante und Onkel, und auch mein Bruder Niki und meine Mama sah ich seit langer, langer Zeit endlich wieder. Ich hab mich schon so auf sie gefreut!

Mama :)

Daheim stand eine Bretteljause bereit, mit Speck und Käs und Schwarzbrot und lauter guten Sachen. Mmmmh das war so lecker!

Am nächsten Tag ging ich dann endlich wieder in meinem dunklen, kühlen, grünen Wald laufen und fand einen Patzen Schnee! Jucheee!

Jetzt bin ich schon fast zwei Wochen daheim und es wird Zeit, die Fotos zu sortieren und  Vorträge vorzubereiten. Am Donnerstag hab ich die erste kleine Präsentation für Oma´s Runde, am Freitag ein Interview für die Kleine Zeitung. Weiteres wird sich noch ergeben :)

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